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Blood Simple – Willkommen bei den Coens

19. September 2019
in 2 min lesen

Die Coen-Brüder gehören heute zu wichtigsten Regisseuren Hollywoods. Von Kritikern und Publikum gleichermaßen gefeiert, haben einige ihrer Filme mittlerweile Kultstatus erreicht. Zeit, sich das starke Debüt „Blood Simple” noch einmal anzuschauen. Bereits 12 Jahre vor dem ganz großen Durchbruch mit „Fargo” erschienen, zählt der Film noch immer zu den eindrucksvollsten Werken der zwei Brüder.

Wir befinden uns irgendwo in der tiefsten texanischen Provinz, wo alle Klischees, die man als Ausländer über das amerikanische Hinterland hat, noch lebendig sind. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen eine zwielichtige, leicht abgehalfterte Bar und die skurrilen Figuren, die sie bevölkern. Da ist einmal Abby, die toughe Frau des Barbesitzers, die, von ihrem stumpfsinnigen Mann gelangweilt, eine Affäre mit dem Angestellten Ray eingeht. Abbys Mann Julian Marty wittert Verdacht und setzt den Privatdetektiv Loren Visser auf die beiden Turteltäubchen an. Visser ist das schmierig-chauvinistische Klischee eines geldgierigen Texaners, ausgestattet mit Cowboyhut, Bierbauch und breitestem Hinterwäldlerdialekt. Als er Martys Vorahnung bestätigt, beauftragt dieser Visser mit der Ermordung der beiden. Der gerissene Visser stattet Marty und Abby daraufhin einen Besuch ab, begnügt sich allerdings mit Abbys Revolver und einem Foto des schlafendes Pärchens, das er anschließend fälscht und Marty als Beweisfoto für seinen angeblich ausgeführten Mord überreicht. Nachdem dieser anschließend das Kopfgeld von 10.000 Dollar aus dem Tresor holt, wird er von Visser erschossen. Als Ray wenig später die Bar betritt, um die Kasse auszuräumen, findet er die blutverschmierte Leiche samt Abbys Revolver und schließt daraus, dass sie ihren Mann umgebracht hat. Um seine Abby zu schützen, schleppt er die Leiche in seinen Wagen und säubert den Tatort. Auf der Fahrt zu einem geeigneten Versteck stellt Ray schließlich fest, dass die vermeintliche Leiche noch deutliche Lebenszeichen von sich gibt, was ihn aber nicht von seinem Plan der Spurenbeseitigung abbringt. Rays fälschliche Vermutung Abby habe Marty umgebracht, wird nicht das einzige Missverständnis dieses fintenreichen Debutfilms bleiben, mit dem sich die Coen-Brüder in den 80er Jahren auf einen Schlag in die Riege der wichtigsten, zeitgenössischen amerikanischen Regisseure katapultiert haben.

Das Drehbuch ist so geschickt konstruiert, dass am Ende praktisch jeder Blut an seinen Händen kleben hat. Das liebe Geld macht aus einer einfachen Romanze ein Verwirrspiel um Mord, Totschlag und Verzweiflung, so bald der schnöde Mammon ins Spiel kommt, werden moralische Grundsätze über Bord geworfen und es wird geklaut, betrogen und gemordet was das Zeug hält. Wohl selten hat es einen so stilsicheren und bis ins kleinste Detail perfekt inszenierten Debütfilm gegeben wie Blood Simple. Alle Rezepte mit denen Ethan und Joel Coen später berühmt wurden, sind hier bereits vorhanden: Skurrile Typen, eine befremdliche, düstere Atmosphäre, karge, eindringliche Bilder und natürlich Frances McDormand, die Frau von Joel Coen. Mit Blood Simple haben sich die Coens bereits 1984, mit ihrem ersten Kinofilm, ein Denkmal gesetzt, das es problemlos mit ihren bereits zu Klassikern gewordenen Streifen No country for Old Man oder The big Lebowski aufnehmen kann. Selten hat ein Film mit so geringen Mitteln eine solch starke Wirkung entfalten können. Mit eindringlichen, blutdurchtränkten Bildern wird der Zuschauer in ein karges Südstaatenbiotop entführt, dessen düsterer Pessimismus in jeder Szene greifbar ist. Am Ende weiß man ob all der Tragik nicht mehr, ob man eigentlich lachen oder weinen soll. Auf jeden Fall wurde man knapp 100 Minuten bestens unterhalten.

Krautiger Fakt am Rande: Joel Coen schrieb seine Diplomarbeit über Ludwig Wittgenstein, der wiederum ein Großcousin von Friedrich August von Hayek, einem unserer libertären Lieblinge, war – so schließt sich der Kreis zur Krautzone!

Krautnote: 8.5

Hannes Plenge

Hannes, geborener Hannoveraner und mittlerweile stolzer Lüneburger, bereut es jeden Tag aufs Neue, nicht vor Jahren seine Kohle in Bitcoins gesteckt zu haben. Jetzt muss er mit Mitte 30 noch immer einem Beruf nachgehen – auch „Wirecard“ half dem Frugalisten in spe nicht wirklich weiter. Der nicht immer kaltblütige Norddeutsche verfügt über ein stolzes Punktekonto in Flensburg, da er es sich als anständiger Libertärer zur Aufgabe gemacht hat, gegen staatlich festgelegte Geschwindigkeitsbeschränkungen anzukämpfen.

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