Der nachfolgende Text ist ein Auszug aus meinem in 2021 erscheinenden Buch Odin, Nietzsche und der Pfad zur linken Hand.
Stell dir vor, du wärst ein jüdischer Kaufmann im deutschen Kaiserreich. Dein Geschäft prosperiert, deine Familie wächst und gedeiht, dir geht es gut. Der erste Weltkrieg bricht aus. Da du unterm Strich sehr zufrieden mit deinen Lebensbedingungen und dem Kaiserreich bist, meldest du dich freiwillig – wie so viele deiner jüdischen Freunde. Ihr hofft auch, durch euren Kriegseinsatz euer soziales Ansehen zu steigern – insbesondere gegenüber der nichtjüdischen Mehrheitsgesellschaft und den staatlichen Autoritäten.
Jahre lang habt ihr insgesamt nach den Regeln gespielt – und es hat sich für euch ausgezahlt. Also geht ihr diesen Weg weiter. Doch der Krieg geht verloren und das altbewährte System bricht zusammen. Zwar genießt ihr in der Weimarer Republik und den frühen Jahren des nationalsozialistischen Regimes noch einige Vorteile aufgrund eures Kriegseinsatzes und eurem im alten System erarbeiteten Wohlstand, doch diese Zeit ist schnell vorbei.
Die Ereignisse überschlagen sich und plötzlich beginnen die Deportationen und der Holocaust. Der Staat, als dessen glücklichen Teil du dich noch vor einigen Jahren gesehen hast, und für den du dein Leben auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges riskiert hast, will dich jetzt vernichten. Nach den Regeln zu spielen bedeutet jetzt, sich abholen und nach Auschwitz transportieren zu lassen.
Den Autoritäten zu folgen ist nun der Weg in den Tod. Aber die meisten Menschen sind Schafe und keine Wölfe. Die meisten Menschen wollen den Autoritäten, ihren Hirten, vertrauen – so sehr, dass sie oftmals fest die Augen verschließen und sich weigern, der Realität ins Auge zu sehen. Aus Angst vor den Implikationen der Erkenntnis. Denn die Hirten als Schlachter zu erkennen, das würde fortan Angst, Eigenverantwortung und Überlebenskampf bedeuten. Also Augen zu, Prinzip Hoffnung an, und rein in den Viehtransporter. Es wird schon irgendwie gut gehen. Und so gingen Millionen von Juden in den Tod.
Der nationalsozialistische Holocaust kostete zwischen 5,6 und 6,3 Millionen Juden das Leben. Der Anteil derer, die Widerstand leisteten, war zu gering – und der Anteil der Schafe zu hoch. Hätten die braunen Sozialisten ihren Genozid so erfolgreich umsetzen können, wenn die Masse der jüdischen Männer wehrhafte Wölfe statt autoritätsgläubiger Schafe gewesen wären? Hätten die roten Sozialisten ihre „großen Säuberungen“ so erfolgreich umsetzen können, wenn es in der Sowjetunion mehr Wölfe und weniger Schafe geben hätte?
Stalins Biograf Dimitri Wolkogonow schätzt beispielsweise, dass von 1929 bis 1953 insgesamt 19,5 bis 22 Millionen Menschen durch die sogenannten Säuberungen zu Tode kamen. Und das ist nur ein winzig kleiner Ausschnitt des sozialistischen Horrors des 20. Jahrhundert. Die große Masse der von den braunen Sozialisten ermordeten Juden war auf dem Pfad zur rechten Hand. Sie wollten den Autoritäten vertrauen – aus Angst vor der Alternative. So wie auch heute die große Masse der Menschen auf dem Pfad zur rechten Hand durchs Leben geht. Und auch im 21. Jahrhundert in den sozialistischen Tod. Beispielsweise meldete die Katholische Presseagentur Österreichs im Oktober 2019, dass in Venezuela das Leiden der Bevölkerung jegliche Vorstellungskraft übersteige und in den Spitälern im Vorjahr 15.000 Neugeborene am sozialistischen Mangel starben. Und so weiter.
Autoritätsgläubigkeit ist tödlich. Der Weg des Schafes führt auf die Schlachtbank. Dein Herr ist nicht dein Hirte – sondern deine Versklavung und dein Tod. Du musst selbst die Verantwortung für dein Leben übernehmen und nicht blind darauf vertrauen, was dir die Regierung, die Medien, dein Chef oder die Polizei erzählt. Du musst dir, deinem gesunden Menschenverstand und deinem Urteil, vertrauen – nicht den Lügen narzisstischer Herrscher und ihrer Erfüllungsgehilfen.
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