Netflix bietet im Horror-Genre Einiges an. Nicht immer geht es hierbei sonderlich originell zu. Wohl aber bei der Produktion „Spuk im Hill House“. Das mag auch daran liegen, dass es sich nicht um eine reine Horrorserie handelt.
Die Veröffentlichung lieg mittlerweile gut zwei Jahre zurück. In diesem Jahr erscheint jedoch die zweite Staffel. Ihr habt die erste Staffel noch nicht gesehen? Das solltet ihr nachholen. Es handelt sich um die Verfilmung eines Romans. Das Original hierzu erschien im Jahr 1963 unter dem Titel „Bis das Blut gefriert“.
Die Serie erzählt parallel zwei verschiedene Zeitpunkte der selben Familiengeschichte. Zum Einen spielt dies dann in den 1980er Jahren, als eine junge Familie ein altes Haus kauft und vollständig renoviert, zum Anderen gibt es einen Handlungsstrang in der heutigen Zeit, als die mittlerweile erwachsenen Kinder im Rahmen einer Beerdigung wieder aufeinandertreffen.
Die Exposition mit einer jungen Familie und einem alten Haus in dem es spukt, kennt man natürlich aus allerlei anderen, mal mehr, mal weniger gelungenen Produktionen. Was soll daran also noch originell sein oder wirklich gruseln? Die Frage magst Du Dir nun stellen, unberechtigt ist sie nicht.
Zunächst lässt sich dazu sagen: Ja, den Handlungsrahmen hat man nicht neu erfunden. Der Horror ist jedoch handwerklich sehr sauber aufgebaut und schafft es, neben grundsätzlicher Beklemmung auch wirkliche „jump-scares“, die das Wort verdienen, zu entwickeln. Der Originaltitel „Bis das Blut gefriert“ ist vor allem in den ersten Folgen durchaus auch auf die Neuproduktion zutreffend. Darüber hinaus sind die Zeitsprünge zwischen den Achtzigern und der Gegenwart klug strukturiert, man erfährt so den Hintergrund der einzelnen Charaktere, die alle sehr glaubwürdig sind und sich gut ergänzen.
Hier bekommt die Handlung ihr „Fleisch“, die die Serie nicht nach der zweiten Folge inhaltlich verebben lässt. Der Horror tritt zeitweise, abgesehen von der grundsätzlichen Beklemmung, in den Hintergrund und macht Platz für ein Familiendrama, welches im wesentlichen die Folgen des Horrors für die einzelnen Familienmitglieder schildert. Bei ähnlichen Produktionen wie „The Amityville Horror“ endet die Handlung meist, wenn das Haus verlassen oder der Bann gebrochen wurde. Ohne zu viel zu verraten, muss man sagen: Da geht es bei „Spuk im Hill House“ erst los.
Das unterscheidet die Serie auch von den vielen 90-Minuten-„Das Haus ist böse“-Streifen. Man nimmt sich die Zeit, jeden Charakter einzeln in seinen Motiven und seiner Entwicklung darzustellen. Da das Erlebte gleich, die Reaktionen der Einzelnen darauf jedoch verschieden sind (Eine Tochter der Familie hat zeitlebens Depressionen, ein Sohn wird erfolgreicher Buchautor und ist Rationalist), sind Konflikte auf der Beerdigung vorprogrammiert.
Spuk im Hill House bleibt bis zum Ende packend und eignet sich perfekt für gruselige Sonntagnachmittage auf dem Sofa. Für zart besaitete Gemüter ist die Serie indes nichts und dieser Einschätzung liegt nicht nur das subjektive Empfinden des Autors zugrunde: Ihren großen Bekanntheitsgrad erhielt die Serie auch, weil Zuschauer von Beinahe-Ohnmachten, Übelkeit und Schlafproblemen berichteten.
Wenn ihr euch dennoch traut, werdet ihr selbst schnell feststellen: Harmlos ist die Serie nicht. Dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen an die zweite Staffel. „The Haunting of Bly Manor“ soll 2020 erscheinen und der ersten Staffel in nichts nachstehen. Die Darsteller sollen die gleichen bleiben, weshalb sich sogar eine Art Anthologie-Serie ähnlich wie „American Horror Story“ vermuten ließe. Wir bleiben also – im wahrsten Sinne des Wortes – gespannt.