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Vor allem anfangen

25. April 2021
in 4 min lesen

Es ist leichter etwas abzulehnen, als für etwas einzustehen. Meckern kann jeder, es besser machen nicht. Beispielsweise ist es momentan sehr leicht, auf die gesellschaftliche Entwicklung zu schimpfen. Ganz unabhängig von der persönlichen Perspektive auf die Gegenwart ist es leicht, unzufrieden und „dagegen“ zu sein.

Und gegen eine bestimmte Entwicklung zu sein, bedeutet immer auch, gegen bestimmte Menschen zu sein. Der eine ist zum Beispiel gegen Totalitarismus-Leugner, der andere gegen Corona-Leugner, die nächste gegen Klima-Leugner und wieder jemand anders ist gegen Leugnungs-Leugner. Wir alle haben unsere Feindbilder.

Abneigung verbindet

Anhand gemeinsamer Feindbilder finden wir uns auch gut zu Gruppen zusammen. Ein gemeinsamer Gegner verbindet. Und da der Mensch ein soziales Wesen mit starkem Zugehörigkeitsbedürfnis ist, kommt uns das gerade recht. „Wir“ grenzen uns von „den anderen“ ab und stärken so unsere eigene Identität. So war es immer und so wird es immer sein – unser Stammesdenken ist essentieller Teil der menschlichen Natur.

In der Psyche der meisten Menschen der Gegenwart ist der Stamm als Dreh- und Angelpunkt der eigenen Identität jedoch leider ein Hirngespinst unter feindlicher Kontrolle. Über den Großteil der Menschheitsgeschichte lebten wir eingebettet in kleine Sozialstrukturen und kannten die Menschen persönlich, deren Meinung wir ernst nahmen.

In der modernen Massengesellschaft ist das völlig anders, teilweise zerbrechen Familien und Freundschaften an unterschiedlichen Meinungen zu gesellschaftspolitischen Fragen. Anstatt das eigene Erleben, die unmittelbare Lebenserfahrung und den eigenen Verstand unser Leben bestimmen zu lassen, lassen wir zu einem erschreckend großen Teil Menschen über unser Leben bestimmen, die wir überhaupt nicht kennen.

Tribalisierung

Die Welt ist derartig komplex, dass wir oft nicht einmal wissen, wo eine Meinung oder eine Regel ihren Ursprung hat. Große Anteile unseres Verhaltens sind das Ergebnis sozialen Drucks, nicht rationaler Überlegung und Einsicht. Und deswegen lassen wir uns auch spalten, teilweise sogar innerhalb der Familie.

Früher war die Familie der Nukleus der Gesellschaft – heute beansprucht der Staat diese Stellung für sich. Es ist dem Staat gelungen, einen so großen Einfluss auf alle Lebensbereiche zu ergattern, dass er das alte Prinzip von Teilen und Herrschen in einer nie dagewesen Effektivität anwenden kann.

Das gelingt ihm primär mittels der Massenmedien. Der tiefe Staat, die Kathedrale, das Gewölk, das Reich des Nichts geben den Massenmedien den Weg vor und die Massenmedien geben der Herde den Weg vor. Natürlich gibt es offiziell weder tiefen Staat noch Kathedrale noch Gewölk noch Reich des Nichts.  „La mafia non esiste.“

Niemand meldet ein kriminelles Unternehmen beim Handelsregister an und niemand, der hinterm Vorhang die Fäden zieht, gibt sich die Berufsbezeichnung Fädenzieher. Es gibt sie nicht, die Plutokraten, und doch bestimmen sie.

Die drei Wege

Es ist die etatistisch-kollektivistische Matrix, die uns alle von Geburt an umgibt. Der Fisch sieht das Wasser nicht. Und dennoch hinterfragen manche Menschen ihre Lebensumstände. Manche von uns nehmen nicht alles als selbstverständlich hin und sind mutig genug, ihren eigenen Verstand zu benutzen. Und diese Menschen geraten im Laufe der Zeit unweigerlich in einen Konflikt mit dem Leviathan. Um es mit H. L. Mencken zu sagen:

Der gefährlichste Mensch für den Staat ist derjenige, der ohne Rücksicht auf die vorherrschenden Aberglauben und Tabus denken kann. Denn er wird fast unweigerlich zu der Erkenntnis gelangen, dass der Staat verlogen, geisteskrank und unerträglich ist.”

Und diese Wenigen, die ohne Rücksicht auf die vorherrschenden Aberglauben und Tabus selbst denken, gelangen schließlich an eine Wegkreuzung. Ihnen bieten sich drei Möglichkeiten ihren Lebensweg fortzusetzen: Der eine Weg besteht darin, zu wissen, dass es falsch ist und trotzdem weiterzumachen – weiter ein menschenverachtendes System zu unterstützen und willentlich die Augen zu verschließen. Dieser Weg ist der Weg der Angst. Angst davor, sich gegen den tyrannischen „Vater Staat“ aufzulehnen.

Der zweite Weg besteht darin, das System zu bekämpfen. Das ist der Weg der Wut. Wut auf die Unterdrücker und Wut auf die eigene Schwäche, die die Unterdrückung erst möglich macht.

Und dann ist da noch der dritte Weg. Dieser dritte Weg besteht darin, die Dinge zu akzeptieren wie sie sind und sie dann, aufbauend auf dem Fundament der Realität, besser zu machen. Dieser Weg ist weder von Angst noch von Wut geprägt – er ist von Kreativität geprägt. Weder weglaufen noch bekämpfen, sondern erschaffen.

Mach es richtig, mach es selbst

Ein gemeinsames Feindbild verbindet, ja. Doch was langfristig noch viel stärker verbindet, sind gemeinsame Werte. Gemeinschaften, die nur aufgrund ihres gemeinsamen Gegners zusammenhalten, zerbrechen sobald der Gegner besiegt ist. Gemeinsam gegen etwas zu sein reicht nicht – gemeinsam für etwas zu sein, das ist konstruktiv statt destruktiv.

Deswegen bilden sich starke und dauerhaft stabile Gemeinschaften um das gemeinsame Leben von Werten – nicht um den gemeinsamen Protest oder Widerstand.

Übertragen auf all die Menschen in Deutschland, die mit dem herrschenden System nicht einverstanden sind und gemeinschaftlich etwas zum Guten verändern wollen, muss die Devise lauten: Neues erschaffen statt Bestehendes bekämpfen. Nicht darüber aufregen, was schon an Müll in der Welt ist, sondern die eigene Energie darauf konzentrieren, Gutes und Schönes in die Welt zu bringen.

Wie sich eine Gesellschaft entwickelt, hängt davon ab, womit sie ihr Bewusstsein füllt. Seitens der Massenmedien wird kontinuierlich Angst und Wut in das Bewusstsein ihrer Konsumenten gepumpt. Das zu ändern gelingt nicht durch das Bekämpfen der Massenmedien oder des Systems. Das gelingt durch das Erschaffen von besseren Alternativen.

Allem Anfang wohnt ein Zauber inne

Meckern und schimpfen ist leicht – aber letztlich unbefriedigend und ermüdend. Es besser zu machen und kreativ Neues zu erschaffen, das ist befriedigend und gibt Energie.

Also wie? Vor allem anfangen. Anfangen ändert alles. Lernen kannst du beim Machen. Um ein konkretes Beispiel zu geben: Letzten Mittwoch habe ich einen E-Mail-Newsletter gestartet. Dafür benutze ich die kostenfreie Version von ConvertKit. Das zu lernen und einzurichten hat mich einen Tag gekostet – und von nun an kann ich nicht nur Bücher, Artikel und Instagram-Beiträge schreiben, sondern eben auch E-Mail-Newsletter.

Das macht mich ein kleines bisschen unabhängiger von den Giganten des Internets und bringt ein ganz kleines bisschen mehr Content in die Welt, der meine Werte transportiert. Und das kannst du auch. Es gibt endlose Möglichkeiten, deine Werte in die Welt zu tragen. Jedes Meme, jeder Social Media Post, jedes Video, jeder Text ist ein klitzekleines Puzzleteil, aus dem sich der Bewusstseinsinhalt der Menschen – und deiner selbst – zusammensetzt.

Habe den Mut
deinen eigenen Verstand zu benutzen und die Ergebnisse deines Denkprozesses mit der Welt zu teilen.

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Max Reinhardt

Max Reinhardt arbeitet in Hyperborea an einem geheimen Forschungsprojekt zur Entwicklung einer Zeitmaschine, um die Geburt von Karl Marx, Karl Lauterbach und weiterer Sozialisten zu verhindern. Nebenbei schreibt und trainiert er und ruft entgegen behördlichen Anordnungen zu gemeinschaftlichen Wanderungen auf.

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