Dunkel
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Die Jugend und ihre Ängste

13. Januar 2023
in 3 min lesen

Angst ist nicht bloß ein Gefühl, sondern eine Schutzfunktion. Sie hält uns davon ab, leichtfertig finstere Höhlen zu betreten, und sie lässt uns im Angesicht plötzlich erscheinender Gefahren, etwa wilder Tiere, die Flucht ergreifen. Vor allem aber macht uns die Angst vor abstrakten, ungewissen, in der Zukunft liegenden Gefahren, wie etwa Missernten, Kriegen oder Krankheiten, sensibel gegenüber der Notwendigkeit, Vorkehrungen zu treffen. Wenn wir das alles auf vorzeitliche Stammesgesellschaften herunterbrechen, merken wir rasch, dass Angst also ein Gefühl ist, ohne das die Menschheit längst ausgestorben wäre.

Die Angst in all ihren Spektren, von der sachten Vorsicht bis zur rigorosen Abneigung, wird von linken Ideologen in der Regel zur Phobie, also zur Angststörung pathologisiert. Wer gegen die kulturmarxistische Sexualpolitik ist, weil er mit Rückgriff auf biologische Fakten der berechtigten Meinung ist, dass es nur zwei Geschlechter gibt und Männer nicht schwanger werden können, der ist transphob, hat also diffuse Ängste, ist also irgendwie nicht normal und gehört behandelt, am besten gleich weggesperrt.

Wir kennen dasselbe rabulistische Spielchen auch aus der Einwanderungspolitik. Gesunder Menschenverstand signalisiert uns seit Anbeginn unserer Spezies: Pflege deine Vorurteile. Sei vorsichtig bei Fremden. Hab acht. Du kennst diese Leute nicht, du weißt nicht, was sie im Schilde führen. Die Vorsicht, diese gewöhnlichste Ausprägung im Angesicht des Unbekannten, wird in einer Flut von feminisierten Kinderwörtern wie „bunt“, „offen“ oder „vielfältig“ erstickt.

Das Resultat sind Menschen, die nicht etwa besonders mutig, sondern einfach nur dumm sind. Aber hier endet die Sache mit der Angst noch lange nicht. Natürliche Ängste abzuerziehen ist die eine Sache, synthetische Ängste zu erzeugen hingegen eine andere. Wir haben ja bekanntermaßen allesamt gut drei Jahre an einem Theaterstück namens „Corona“ teilgenommen, und wer die Augen offenhält, der sieht auch jetzt noch im Supermarkt oder auf dem Gehweg Menschen, die eine medizinische Maske tragen. Zugegeben, es sind in der Regel ältere Deutsche, die jungen haben die Angst vor der Wuhan-Grippe gänzlich abgeschüttelt. Sie haben in den letzten drei Jahren gelernt, dass das Virus für sie in den seltensten Fällen eine echte Gefahr darstellt.

Das politmediale Kartell hat im Zusammenhang mit Corona von Beginn an eine massive Angstkampagne inszeniert, und selbst jetzt, wo das Narrativ des „Killervirus“ und der überfüllten Intensivstationen in sich zusammengefallen ist, wo hingegen die negativen Auswirkungen der Impf- und Isolationspolitik in den Mainstream dringen, halten noch einige Hundertzehnprozentige an ihrem Kurs fest.



Die ursprüngliche Angst vor Corona, also die Angst vor einem potenziell tödlichen Virus und seinen Folgen für unsere gesamte Gesellschaft, war zumindest am Anfang nicht irrational. Auch die damit im Zusammenhang stehenden Vorsichtsmaßnahmen hatten so lange einen Sinn, bis genug Informationen zusammengetragen werden konnten, um sich ein Bild von der Lage und dem Verlauf zu schaffen. Die Informationen wurden aber nicht ergebnisoffen beschafft und ausgewertet, sondern sie dienten lediglich zur Untermauerung der Lockdown-, Impf- und Angstkampagne.

Dasselbe Spielchen sehen wir beim Themenkomplex des sogenannten Klimawandels. Auch hier wird eine Angst bedient, die wahlweise in Form einer biblischen Megaflut oder einer apokalyptischen Hitzewelle stilisiert wird. „Waterworld“ war kein schlechter Film, trotzdem möchte von uns keiner als Kiemenmensch auf einem Katamaran leben, genauso wenig wie in einer glühenden Wüste. Aber tritt das, was uns „die Experten“ seit Jahrzehnten prognostizieren, wirklich ein? Und was ist „Klimawandel“ für ein bescheuerter Terminus? Klima ist immer Wandel, lässt sich also, genauso wenig wie die Zeit, irgendwie einfrieren oder aufhalten. Wo Corona noch irgendwie etwas Ernstes hatte, ist das Thema „Klimawandel“ ein weiteres Paradebeispiel für linksideologische Themensetzung unter Zuhilfenahme von infantilem Plastiksprech. Gegen den von der angeblichen „Mehrheit der Experten“ abgeschirmten Kinderkreuzzug kommt kein sachlich und nüchtern argumentierender Kritiker an.

Schenkt man der Trendstudie „Jugend in Deutschland“ Glauben, dann rangiert die Angst vor dem Klimawandel knapp vor den Ängsten vor Wirtschaftskrise und Energieknappheit. Man kann daraus den Schluss ziehen, dass die Jugend linksgrün versifft ist und falsche Prioritäten setzt, man kann aber auch anerkennen, dass es sich bei der Angst vor einer möglichen Wirtschafts- oder Energiekrise um abstrakte Ängste handelt, die im Gegensatz zur ebenfalls abstrakten Angst vor dem Klimawandel eben keiner ideologisierten Agenda folgen. Eine schwächelnde Wirtschaft etwa betrifft allenfalls die Eltern eines Schülers und damit nur indirekt den Schüler. Die sogenannte Klimakrise betrifft hingegen „uns alle“.

Die Angst vor einem Krieg in Europa rangiert auf Platz 2, die Inflationsangst hingegen liegt weit führend auf Platz 1. Das ist interessant und zeigt meiner Meinung nach, dass die grundlegenden Instinkte der Jugendlichen trotz linksideologischer Umerziehungsversuche funktionieren. Beide Ängste drehen sich ums eigene Leben und das Eigentum. Zum Krieg brauche ich hier nicht viel zu schreiben, die Inflationsangst ist hingegen eine deutsche Urangst, sie begründet sich aus der Hyperinflation der frühen 1920er Jahre und, wer weiß, vielleicht hallt hier auch noch das Trauma der Kipper- und Wipperzeit nach. Jedenfalls zeigt die Priorisierung, dass die Jugend instinktiv weiß, was die Vernichtung von Werten bedeutet. Die Inflationsphobie ist richtig und wichtig, auch wenn „die Experten“ anderer Meinung sind. Und wer weiß: Vielleicht wächst sich die Angst vor dem Klimawandel noch aus.

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

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