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hedgefonds.henning nimmt die Kohle von Funk: „Clever sein und abkassieren“

3. Mai 2022
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Der Instagram-Kanal „hedgefonds.henning“ mit knapp 200.000 Folgern ist der größte Kanal in seiner Sparte. Satirisch überspitzt mit einem gehörigen Schuss Ernsthaftigkeit befasst sich der Kanal mit Finanzthemen, Wirtschaft, Unternehmertum, Start-up-Kultur und den sogenannten „Highperformern“, also überdurchschnittlich motivierten und fähigen Leistungsträgern in Unternehmen und Gesellschaft. Dabei verzichtet der Kanal auf langweilige Analysen oder Anlagetipps, die Social Media bereits seit Jahren überbevölkern („Mit diesen drei Tipps wirst du zum Millionär“), sondern memt mit teilweise richtig gutem Humor munter, was das Zeug hält.

„Wir“, also die „Guten“, sind die Leistungsträger der Gesellschaft, Vermögende, Unternehmer, BWL-Studenten (in Form von BWL-Justus oder BWL-Marie), Steuerzahler, Privatjet-Besitzer. Auf der gegenüberliegenden Seite werden – zu Recht – Kunststudenten, Lehramtsanwärter, Grünen-Wähler, Sozialisten, arme Schlucker angegriffen, eben der typische, verfilzte Deutsche, der mit seinem Gerechtigkeitsgefasel den Leistungsträgern im Weg steht.

Dabei übt „hedgefonds.henning“ auch starke Kritik am Steuerstaat und ist inhaltlich wirtschaftsliberal bis libertär einzuordnen. Dass seine Ikonen, die regelmäßig in den Beiträgen verwendet werden, Friedrich Merz und Christian Lindner heißen, zeigt allerdings auch, dass er sich innerhalb des politischen Mainstreams bewegt – und offenkundig auch wenig Ahnung hat. Lindners Steuersenkungspläne verschwanden Sekunden nach dem Koalitionsvertrag, und auch Friedrich Merz ist mehr ein Abziehbild seiner wirtschaftlichen Lobbytätigkeiten („Oh mein Gott, er war bei BlackRock“) – in Wirklichkeit dann doch ein biederer CDU-Politiker auf Merkel-Nachfolgekurs.

Wie auch immer: „hedgefonds.henning“ verkörpert eine Gruppe junger Menschen, die weder in oppositionellen Kreisen noch im politischen Mainstream Gehör finden. Streng genommen wissen die meisten Menschen gar nicht, welche „neue Generation“ da aufmarschiert. Wir sprechen von Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 25, die sich von den linken Gesellschaftswerten längst abgewandt haben – oder ihnen vielleicht auch niemals zugewandt waren. Die durch Internet und neue Medien nicht mehr auf die Dauerpropaganda linker Amateurpädagogen hereinfallen. Deren moralischer Wertekompass nicht nach Klimaschutz – sondern nach Leistung, Geld und Unternehmertum ausgerichtet ist. Es sind gewissermaßen wirtschaftsliberale Anti-Gretas, denen das Geschmalz um Weltfrieden, Klimaschutz und Energieneutralität aus den Ohren herauskommt und die – wie es bei jungen Menschen eigentlich normal sein sollte – schnell Eigentum anhäufen und ihr Leben zelebrieren wollen.

Dass es sich dabei nicht um einige wenige Unternehmersöhnchen handelt, sondern die „Jungperformer“ sogar der prägende Teil einer ganzen Generation werden könnten, zeigt vor allem das Bundestagswahlergebnis von 2021: 23 Prozent der Erstwähler stimmten für die FDP, die sich als liberale, junge Partei mit Corona-kritischem Kurs hervorragend positionierte. Damit landete die FDP auf dem ersten Platz der Erstwähler, sogar noch vor den Grünen (22 Prozent). Das Ergebnis zeigt eindeutig, dass die „Klimajugend“ zwar existiert, aber in ihrer angeblichen Dominanz doch eher eine Wunschvorstellung der linksgrünen Medienmacher ist. Die Mehrheit der Jugend will „performen“. Dazu kommt eine wachsende Abneigung gegenüber dem Staat aufgrund einer Corona-Politik, die sich maßgeblich an den Bedürfnissen verängstigter Rentner orientierte und jungen Menschen zwei ihrer wertvollsten Jahre stahl.

Leider ahnt auch der Staat den aufziehenden Wertewechsel. Denn der hat „hedgefonds.henning“ mal eben gekauft. Der Instagram-Kanal, der sich noch immer voll auf die Seite der Wirtschaft und des Unternehmertums stellt, startete vor wenigen Tagen mit einem eigenen YouTube-Kanal innerhalb des Funk-Netzwerks. Wer Funk nicht kennt: Die Öffentlich-Rechtlichen haben vor einigen Jahren erkannt, dass die jungen Leute nicht mehr über lineares Fernsehen, sondern nur noch durch das Internet zu erreichen sind, und haben demnach einen Online-Ableger gegründet. Da Funk selbst, wie alle staatlichen Stellen, die Kreativität einer Banane aufweist, kaufte man mit den GEZ-Geldern kleinere YouTuber mit erfolgversprechendem Konzept einfach auf, stattete sie mit einem professionellen Team aus und trieb so ihre Kanäle voran. Natürlich wählte man die Kanäle aus, die ohnehin die linksliberale Multikulti-Botschaft verbreiteten, oder kaufte „neutralere“ Kanäle, deren Inhalte dann eben nach und nach angepasst oder „abgesprochen“ wurden.

Der neueste Kanal im Team der Öffentlich-Rechtlichen: „hedgefonds.henning“. Er startete sogar erst eigens für Funk mit dem YouTube-Kanal und zeigt damit eindeutig, dass es nur eine Frage des Preises ist, wann „Liberale“ ihre eigene Basis verraten und mit dem Staat paktieren. Leider offenbart sich auch unter den Zuschauern der schwammige Moralkompass zahlreicher „Highperformer“. Das liest sich dann mitunter so:

Absolutes starkes Video! War zwar von der Funk Zusammenarbeit etwas überrascht aber egal, wenn deine Videos immer so sind, dann werd ich hier wohl öfter vorbei schauen“.

Bin eigentlich auch kein Fan vom ÖR aber finde das Video echt stark und denke das das Format echt Potenzial hat“.

Wildes Thema und gut vorgetragen! Da spar ich mir ausnahmsweise mal die GEZ Kritik :)“.

Wer auch immer bei Funk für diesen Einkauf verantwortlich ist: ein machiavellistisches Meisterstück. Denn nun sollte es ein Leichtes werden, die Inhalte von „hedgefonds.henning“, oder zumindest dem YouTube-Kanal, sukzessive in eine bestimmte Richtung zu drücken. 200.000 Instagram-Folger, die an der Schwelle zu echter Staatskritik standen und durch den Markt – oder eben als Reaktion auf den sich weiter ausbreitenden Staat – in einigen Jahren vielleicht einen fundamentaleren Oppositionskurs zum linken Mainstream gefahren wären, werden nun eingehegt in ein kaum spürbares Netz aus Staatsgeldern. Wer sich das erste Video des Kanals anschaut und den Instagram-Kanal bereits vorher kannte, merkt definitiv, dass „hedgefonds.henning“ die Zähne gezogen wurden.

Wer also allen Ernstes glaubt, dass es begrüßenswert sei, dass jemand wie „hedgefonds.henning“ seine Botschaft von nun an in den Mainstream trägt, wird in Zukunft eines Besseren belehrt werden. Das zeigt auch ein Blick hinter die Kulissen. Henning ist schon ab Folge 1 als „Host“ gelistet, für Redaktion und Produktion sind andere verantwortlich. Nach Angaben von „Funk“ arbeiten neun Personen (!) am neuen „Highperformer“-Format mit, dazu sogar der Hessische Rundfunk.

Wieder zeigt sich, dass Liberale die schlechtesten Libertären sind, da sie zwanghaft versuchen, innerhalb des politischen Mainstreams zu bleiben. Dass man als eigentlich idealistischer und gewissermaßen staatskritischer Instagram-Influencer sich über Nacht schlichtweg kaufen lässt, ist allerdings eine genuin neue Entwicklung, die auf nichts Gutes hoffen lässt. Dass es „hedgefonds.henning“ vermutlich nur ums Geld ging, zeigt auch ein Blick aus einer anderen Sicht: Jemand mit 200.000 Instagram-Anhängern und Grundkenntnissen in BWL hätte auch selbstständig einen YT-Kanal aufziehen können. Dass es sich mit Staatsknete deutlich leichter gestaltet, ist auch ein Phänomen, das man regelmäßig in liberalen Kreisen beobachten darf.

Neben den positiven Rückmeldungen zur neuen Kooperation wurde aber auch heftige Kritik von Seiten der eingefleischten Anhänger laut:

Wird das wirklich von Funk finanziert?! anscheinend gehöre ich zur Zielgruppe von diesem Kanal, aber ich denke mir hierbei eher, dass Funk und das ganze Sytem vom Öffentlich Rechtlichen lieber mal überarbeitet werden sollte und er lieber wieder aus Funk aussteigen sollte …“

Cringe das du mit Funk zusammenarbeitest und dich von Steuergeldern finanzieren lässt. Nach der schlechten Quali der Lehmann Brothers Cap aus deinem Shop die zweite Enttäuschung.“

Ein Zuschauer kommentierte:

Ändert nichts daran, dass der ÖRR privatisiert werden sollte.“

Die Antwort von „hedgefonds.henning“ (oder seinem Team) bestätigt dann abschließend noch einmal die Geisteshaltung eines Möchtegern-Unternehmers und Social-Media-Lurches. Er schreibt:

Oder clever sein und abkassieren.“

Florian Müller

Der Sklaventreiber-Chef hat diverse Geschwätzwissenschaften studiert und nach eigenen Angaben sogar abgeschlossen. Als geborener Eifeler und gelernter „Jungliberaler“ freundete er sich schnell mit konservativen Werten an – konnte aber mit Christentum und Merkel wenig anfangen. Nach ersten peinlichen Ergüssen entdeckte er das therapeutische Schreiben in der linksradikalen Studentenstadt Marburg, wurde Autor für die „Blaue Narzisse“ und „eigentümlich frei“. Ende 2017 gründete er mit Hannes die Krautzone.

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