Ich habe beschlossen, mich für den Rest meines Lebens nur noch von Tiefkühlerbsen zu ernähren. Es ist das Beste, was ich machen kann. Papa Staat gibt mir dafür eine Eins Plus mit Sternchen. Trinke ich jedoch in den mir verbleibenden Tagen nur noch Olivenöl, bekomme ich dafür eine Drei.
Als ich diese Scheiße das erste Mal im Supermarkt gesehen habe, dachte ich noch ernsthaft, man will mich verarschen. Ich dachte, irgendeiner Firma wurde von ihrem Marketingfuzzi erzählt, dass fette Frauen Ende dreißig, die dauerhaft „auf ihre Ernährung achten“, während sie immer fetter werden, gerne lesen, wie gesund der neueste Scheiß doch ist, den sie gerade in sich reinschaufeln. So ähnlich wie bei der Marke „Du darfst“, die einem mit Wasser gestreckten Gratinkäse als etwas Gutes andrehen wollte. Weit gefehlt.
Als ich sie das erste Mal die neue Farbskala auf MAIS IN DER DOSE erblickte, war das mein Clownswelt-Moment mit der Lebensmittelampel. Mais bekommt übrigens eine 3. Nicht Maiseintopf. Sondern als Mais. Mais mit Wasser. So bewahrte mich der große Bruder in letzter Sekunde noch vor einem Leben in kulinarischer Mittelmäßigkeit, in dem ich mich zu neunzig Prozent von Dosenmais ernähre. Ich kaufte, mich an der Ampel orientierend, weitere Zutaten und stopfte sie in einen Weizenfladen. Die nach den Anteilen berechnete Durchschnittsnote lag bei 1,84. Geschmeckt hat es zum Kotzen.
Anfangen irgendeinen Sinn zu ergeben würde diese Bemutterung vielleicht bei Fertiggerichten, aber selbst da nur bei ganz bestimmten. Bei Zeug, das man in die Mikrowelle schmeißt und gut ist. Kartoffelpuffer, die ausdrücklich in der Fritteuse oder Pfanne mit drei Litern Fett zubereitet werden sollen, bekommen nämlich eine 2. Ist ja viel Kartoffel drin, und wenig Fett.
Sobald die Variable einer wie auch immer gearteten Zubereitung ins Spiel kommt, verliert das von der Wissenschaft höchstpersönlich kreierte Modell anscheinend so langsam seinen Bezug zur Realität. Und sollte jemand jetzt denken, dass es ungesünder wird, wenn man es in eine Badewanne voll Frittenfett schmeißt – das sagt einem doch der gesunde Menschenverstand! – WOZU brauchen wir diese Ampel denn dann? Das ist doch für die völlig verblödeten Zombies da draußen, die ratlos vor einer Dose Mais stehen.
Tatsächlich Sinn machen würde sie bei Astronautennahrung, Soylent Green oder dem Dosenfutter, das ich meiner Katze kaufe. Um halbwegs nachvollziehen zu können, ob ich sie mit ihrem alltäglichen Hauptnahrungsmittel aufgehen lasse wie einen Hefekuchen und auf Raten umbringe, oder für geschmeidiges Fell und gesunde Darmflora sorge, muss ich mich nämlich durch Tierarzt-Seiten und Foreneinträge graben, als gäbe es kein Morgen.
Und da ich gleichzeitig einen Hotdog mit 6- Bewertung in mich reinstopfe, gibt es den wahrscheinlich auch wirklich nicht. Ausgerechnet da fehlt von ihrer scheiß Ampel aber natürlich jede Spur. Was solche Bevormundung über viele Generationen hinweg an evolutionären Auswirkungen haben könnte; dass der Mensch aufhört, in der Lage zu sein, sich eigenständig vernünftig zu ernähren, davon will ich gar nicht anfangen. Obwohl, doch.
“Füttert die Enten nicht”, so steht es an manchen Tümpeln im Park. “Social engineert die Speckwachteln nicht vom Chipsregal weg”, sollte vielleicht an manchen Lebensmittelgeschäften stehen. Auch wenn moderne Medizin und Sozialstaat dein Herz in der Regel bis weit in dein reproduktives Leben hinein am Schlagen halten werden, stellt Adipositas einen relevanten limitierenden Faktor bei Partnerwahl und Fortpflanzung dar. Bei Männern gar nicht selten sogar einen, der die Kinderzahl auf null senken wird. Bei Frauen rangiert Fettleibigkeit in der Antinatalismus-Rangliste auf Platz drei, weit abgeschlagen hinter sozialen Studiengängen und pinken Haaren.
Wenn wir diesen Druck auf die Fortpflanzungsraten nun künstlich mindern; den Selbstbeherrschungs-, Weitsicht- und Intelligenztest an den Supermarktregalen im Niveau absenken, als wäre auch hier die große Inklusion ausgebrochen, dann erschaffen wir, über lange Zeitskalen, einen noch versklavteren Menschen als ohnehin schon. Einen Menschen, der auf staatliche Unterstützung angewiesen ist, wenn er sich überlegt, was in seine Futterluke gehört, und was nicht. Ein hilfloses Kleinkind, gepampert und gewickelt von Regierungsbürokraten.
Gut, jetzt mache ich in den Ohren der Verantwortlichen wahrscheinlich Werbung dafür, solche Projekte noch auszuweiten und zu intensivieren. Ich will nichts gesagt haben.