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Spielkritik: The Great Rebellion

6. Februar 2024
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Da ist es also nun: Nach „Heimat Defender“ hat KVLTGAMES also nachgelegt und mit „The Great Rebellion“ ein Gun&Run-Spiel veröffentlicht, das es gleich in mehrfacher Weise in sich hat! Aber der Reihe nach: In „The Great Rebellion“ spielst Du „Mensch 10.28“ und trittst in einer dystopischen, von Globohomo-Konzernen beherrschten Konsummüllwelt dem Widerstand bei, um aus Euroland wieder Europa – oder besser: EVROPA – zu machen. Dafür ballerst Du dich durch ein Level nach dem anderen, sammelst Relikte der untergegangenen Kultur, rettest Weggefährten und besiegst wahnwitzige Endgegner – oder wirst von ihnen besiegt. Immer und immer wieder.

Das Spiel ist stellenweise sackschwer und ich habe es noch lange nicht durchgespielt – als jemand, der zunächst einmal herausfinden musste wo sich auf der Tastatur „Tab“ und „Shift“ befinden, möchte ich aber ausdrücklich auch allen unerfahrenen Spielern „The Great Rebellion“ ans Herz legen. Es macht nämlich nicht nur Spaß, sondern auch UNFASSBAR AGGRESSIV, wenn gefühlt ein Pixel vor dem Sieg etwas schiefläuft und man sich dem Level wieder von vorne widmen muss.

Neben epileptischen Anfällen kann „The Great Rebellion“ also auch zu männlich-aggresiven Verhaltensmustern und unkontrolliertem Hasssprech führen, aber auf so etwas hat sich der Jugendschutz bereits seit „Super Mario“ eingestellt. Was das Spiel aus Sicht des Establishments im eigentlichen Sinne gefährlich macht, sind natürlich die unzähligen Anspielungen auf realpolitische und zeitgeistige Entwicklungen, die – wenn man sie mal konsequent weiterdenkt – sich durchaus in eine Richtung entwicklen könnten, die vom Hintergrund des Spiels gekonnt umrissen wird.

Der Mainstream wird den Spielentwicklern also wahlweise subversive Digitalhetze unterstellen oder eine lose Schraube attestieren, aber das muss (und wird) KVLTGAMES nicht jucken: Noch vor ein paar Jahrzenten warf die Popkultur mit großartigen, im Mainstream übrigens anerkannten Meisterwerken wie „Terminator“, „Sie leben“ oder „Soylent Green“ – um nur ein paar zu nennen – einen pessimistischen Blick in die Zukunft der Menschheit. Vieles ist nicht so eingetreten, wie sich das die SciFi-Welt gedacht hat, einiges aber schon. Ich meine, wir leben in einer Zeit, in der die Proklamation biologischer Tatsachen als Hassverbrechen eingestuft wird, in der industriell verarbeiteter Biomüll als Fleischersatz gepriesen wird, in der „Sensitivity Reader“ literarische Klassiker umschreiben – das sind lediglich drei Beispiele.

Ich will aber nicht abschweifen, immerhin geht es um ein Computerspiel, um ein dissidentes, zynisches, unangepasstes dazu. Um ein Stückchen Gegenkultur also, bei dem der dezidiert politische Anstrich voll und ganz seinen Zweck erfüllt und sicherlich auch den ein oder anderen unbedarften Spieler zum Nachdenken bringt. Dass „The Great Rebellion“ über das reine Gameplay hinaus seinen Wert hat, wird die Veröffentlichung des genialen Soundtracks beweisen, der, neben den erzählerischen Zwischensequenzen dieses unverwechselbare Synthwave-Gefühl trägt. Es könnte das Gefühl einer ganzen Generation werden…

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

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