Dunkel
Hell
Dunkel
Hell

#Stolzmonat – Und das teuerste der Bande wob den Trieb zum Vaterlande

5. Juni 2023
in 2 min lesen

Das Wochenende über lieferten sich in Leipzig staatliche Sicherheitsorgane und staatliche Politaktivisten eine Keilerei. Staatsfunk und Staatspresse rahmten die Bilder vom Müll auf den Straßen und der viehischen Verrohung mit dem gewohnt seichten Hinweis darüber ein, dass auf den ansonsten „friedlichen Demonstrationen“ durchaus „Steine flogen, weil Steine das eben so tun und linksextreme Aufmärsche, wie jedermann weiß, stets familienfreundliche Straßenfeste sind. Solche Szenen und die dazugehörigen Überschriften bilden im Kontext rund um die Verurteilung von Lina Engel und den tolerierten Terrorismus von links also die passende Kulisse für eine Aufführung, in deren Rahmen der unbedarfte Bürger einmal mehr sehen kann, wie schlimm es um den Rechtsstaat mittlerweile steht.

Man beobachtet das also vom Rand aus und vor ein paar Jahren hätte man sich vielleicht noch gefragt: Was geht in so einem Polizisten vor, wenn ein paar Meter weiter vorne irgendein vermummter Typ, zerfressen von Hass und vergiftet von linker Ideologiescheiße, ganz selbstverständlich gedeckt, finanziert und geschult von gleich drei Parteien, zum Pflasterstein greift und dabei ganz genau weiß, was sein Geschoss heute und sein Hammer womöglich morgen anrichten kann? Aber mittlerweile zuckt man nur noch mit den Schultern, denn für die vielen Tausend Sicherheitskräfte scheinen diese „Räuber und Gendarm“-Spiele mit Verletzungsgefahr genauso zur Routine zu zählen wie für das oppositionelle Lager die dümmlich-naive Selbstversicherung, dass es sich bei der Antifa um die „wahren Faschisten“ handele.

Das alles hat etwas Simulationshaftes, das alles ist repetitiv und damit vorhersehbar. Interessanter als auf der Straße war es daher am Wochenende im virtuellen Raum. Hier gelang es der deutschen Rechten mit einer Kombination aus gründlicher Planung, notwendiger Dreistigkeit und einem gehörigen Maß an waffenfähigem Autismus, die kulturmarxistische Kampagne des „Pride Month“ zu kapern. Aus dem wurde wie von Zauberhand der „Stolzmonat“, das Regenbogenbanner wurde durch eine abgestaffelte Deutschlandfahne ersetzt. Seit Tagen schon dominiert #Stolzmonat die Twitter-Trends. Kleine Auswahl:

https://twitter.com/fraeuleinvkatz/status/1665615882968547329

Die Herrschaft des Volkes

Wir sind ein Printmagazin. Unsere Hefte, attraktive Abonnements, Bekleidung, Bücher und vieles mehr findest Du in unserem Netzladen!

Da ist dieses Gefühl in der Luft, das zum letzten Mal während des Trump-Wahlkampfs 2016 zu spüren war. Auf Jiu-Jitsu-Art wird der gewaltige Schwung der kulturmarxistischen Tentakel umgeleitet. Eine dezentrale Netzguerilla unterminiert das Selbstverständnis der linken Elite und (re‑) popularisiert das Symbol unserer nationalen Identität – unsere Fahne. Die Inbrunst und der Witz, mit denen junge Aktivisten Memes kreieren und streuen, sind bemerkenswert, denn hinter ihnen steht keine Werbeagentur, kein Propagandabüro, nichts. Hier wird endlich einmal all der aufgestaute Frust in schöpferische Bahnen gelenkt, und auch wenn wir hier „nur“ von Digitalgewittern sprechen, sind es doch plötzlich die Linken, die reagieren müssen.

Und genau hier zeigt sich die Relevanz von Twitter: Seit der Übernahme durch Musk kann das System hier eben nicht mehr so leicht den Bannhammer kreisen lassen. Noch vor Kurzem wäre eine solche Aktion von einem rasch programmierten Algorithmus ausgehebelt worden. Diese kalte, gesichtslose Netzdiktatur ist – zumindest auf Twitter – vorbei. Der Fuß ist wieder in der Tür. Jetzt muss nachgesetzt werden.

„Tausend fleißge Hände regen,

Helfen sich in munterm Bund

Und in feurigem Bewegen

Werden alle Kräfte kund.“

Schiller, Das Lied von der Glocke

Friedrich Fechter

Nachdem sich Fechter von den beiden Chefs die Leitung der Netzredaktion hat aufquatschen lassen, musste er mit Enttäuschung feststellen, dass die Zeiten von Olymp-Schreibmaschinen und reizenden Vorzimmerdamen vorbei sind. Eine Schreibmaschine hat er sich vom hart erarbeiteten Gehalt trotzdem gekauft. Und einen antiken Schreibtisch. Auf irgendwas muss man im Hausbüro schließlich einprügeln können, wenn die faulen Kolumnisten wieder ihre Abgabefristen versemmeln…

Mehr vom Autor

Krautzone als Print – jetzt abonnieren!

Kampf gegen Staatsmedien und linken Einheitsbrei