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„Verrat am Regenbogen?“ – Die deutsche Rechte und ihre Haltung zum Ukrainekrieg

8. März 2024

Dass der Ukrainekrieg ein gewaltiges Spaltungspotenzial für die deutsche Rechte birgt, das zeigte sich bereits am D+0, dem 24. Februar 2022: Bis zu dem Moment, an dem russische Panzer über die Grenze walzten, genoss Putin bei deutschen Konservativen ein hohes Ansehen: Russland, das basierte Bollwerk gegen den US-amerikanisch dominierten Globohomokomplex, scheinbar die einzige traditionelle Großmacht, die es mit dem Regenbogenimperium aufnehmen könnte.

Es gab zwar auch schon vor dem Ausbruch des Krieges eine Menge Gründe, dieses plakative Narrativ vom bösen Westen und dem guten Osten infrage zu stellen, aber die Anziehungskraft einer Führungsfigur wie Putin (was vor allem bedeutet: seiner geschickten Selbstinszenierung) war zu stark – vor allem im Angesicht des akzelerierenden Kulturmarxismus, der zumindest in deutschen Gefilden mit dem Auftritt eines Transvestiten beim Eurovision Song Contest 2014 seinen öffentlichkeitswirksamen Anfang fand.

Dass das System diese perversen Degenerationserscheinungen zumindest vorerst zurückfährt, dass also nach etwa zehn Jahren völlig enthemmter kulturmarxistischer Propaganda plötzlich andere Töne angeschlagen werden, das zeigt etwa der Wandel der Rekrutierungswerbung in den USA. Noch vor zwei Jahren glaubte die US Army allen Ernstes, hiermit…

… potenzielle Rekruten zu begeistern. Mittlerweile wirbt die Streitkraft wieder mit ihrer Kernkompetenz: nämlich vor allem weiße Männer zur Überwindung ihrer physischen und psychischen Grenzen anzutreiben.

Nötig wurde dieser Gesinnungswandel nicht nur durch die Entfesselung des Ukrainekrieges und das unentwegte Schwelen weiterer Konfliktherde, sondern vor allem durch die rapide fallenden Rekrutierungszahlen. Zugegeben, so gründlich wie bei der US Army wurden andernorts die Festplatten (noch) nicht gewechselt. Hierzulande, wo man bekanntlich immer etwas hinterherhinkt, scheinen die von der Werbung propagierten Leitbilder weiterhin alles zu verdammen, was auch nur im Ansatz männlich, weiß und deutsch ist. Aber so sicher, wie der Kulturmarxismus nie organisch gewachsen, sondern von oben herab synthetisch induziert wurde, so sicher lässt er sich par ordre du mufti wieder abstellen, verbieten, deinstallieren.

Kommen wir aber zum eigentlichen Punkt. Die geopolitische Debatte entzündet sich im rechten Lager an zwei grundsätzlichen Fragen, nämlich erstens: Wie steht man zu Russland? Nicht dem gutmütigen, gastfreundlichen, mythischen Russland, dass sich deutsche Romantiker herbeifantasieren, sondern dem Russland, dass über die Jahrhunderte kalt, gnadenlos und unnachgiebig seine Interessen verfolgte. Und zweitens: Wie steht man zu Deutschland – und zwar dem echten Deutschland, dem kulturell und historisch verorteten Deutschland, um dessen Existenz und Zukunft es an erster Stelle geht?

Nicht geklärt, aber dafür hitzig diskutiert wurden diese beiden Fragen im gestrigen Livestream von „Konsequent Frei“:

Und zwar maßgeblich zwischen Lambda und Shlomo Finkelstein, beide Autoren der KRAUTZONE und jeder für sich genommen mit dem Gütesiegel „kontrovers“ versehen.

Lambda vertritt die Meinung, dass für deutsche Rechte das Interesse Deutschlands an erster Stelle stehe, was eben – mit Blick auf die Vergangenheit der deutsch-russischen Beziehungen – bedeute, sich Russland vom Hals zu halten, indem man stark, selbstbewusst und fordernd dieser Großmacht gegenübertritt, die in kultureller Hinsicht sowieso mehr asiatisch denn europäisch sei.

Shlomo hingegen verfährt nach der Devise „Der Feind meines Feindes ist vielleicht nicht mein Freund, aber er handelt in meinem Interesse“. Seiner Meinung nach ist der kulturmarxistische Komplex die mit Abstand größte Gefahr für unser Land und unser Volk, was sich nicht nur durch Trans-Ideologie, Umvolkung und propagierten Antinatalismus zeige. Auch die stufenweise Eskalation des Ukrainekrieges bis hin zu einem möglichen Einsatz von westeuropäischen – und damit deutschen – Bodentruppen wäre fatal. Stattdessen bedeute eine Niederlage der Ukraine auch eine entscheidende Niederlage für den westlichen Kulturmarxismus.

Neben den beiden brachten sich auch andere Teilnehmer in die Debatte ein, was zeitweise etwas chaotisch war, aber schließlich durch eine konsequente Moderation geregelt werden konnte. Man hofft, dass das in Zukunft von Anfang an berücksichtigt wird, aber vor allem hofft man auf viele weitere Gelegenheiten für Debatten wie diese. Die deutsche Rechte sitzt auch weiterhin zwischen den Stühlen, aber ich habe das bereits vor zwei Jahren gesagt: Schlecht muss das nicht sein. Vor allem im Strudel der Ereignisse, die den Handlungsspielraum der real existierenden Elite immer stärker einschränken – was sich nicht zuletzt an der unsubtilen Propaganda zeigt –, ist ein gründliches Abwägen und Austesten der eigenen Argumente von großem Wert.

Ich selbst kann beiden Positionen etwas abgewinnen: Das romantische Russlandbild einiger Rechter halte ich vor allem mit Blick auf die deutsch-russische Geschichte für absurd, ja regelrecht masochistisch. Lambda liegt nicht daneben, wenn er auf die Tatsache verweist, dass die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten die größte Vertreibung der Menschheitsgeschichte war – Umvolkung auf Russisch, sozusagen.

Bezeichnend wird es aber, wie immer, in der Kommentarspalte:

Die DDR war eben nicht so etwas wie die basierte West-BRD, sie war nichts weiter als ein Frontstaat der Sowjetunion. Die politische Führung dieses Marionettenstaates war ein Haufen kleptomanischer Charakterschweine, denen selbst nach dem Zusammenbruch ihrer wirtschaftlich völlig ruinierten Gesinnungsrepublik der Anstand fehlte, sich selbst zu richten. Hätte die Sowjetführung es für nötig erachtet, hätte sie ohne mit der Wimper zu zucken die Mitteldeutschen ausgetauscht. Die Volksdeutschen, die etwa auf der Krim über mehr als 100 Jahre mit ihrem Fleiß das Land zum Blühen gebracht hatten, hat Stalin in Viehwaggons stecken lassen und hinter den Ural deportiert.

Ja, ich kann Lambda schon verstehen, wenn ihm im Angesicht dieser treudoofen Solidaritätsbekundungen die Hutschnur fliegt, aber Shlomo hat ebenfalls recht, wenn er den exterminatorischen Charakter des Kulturmarxismus betont – im Falle eines Falles werden deutsche Soldaten nicht für ihr Land kämpfen und sterben, sondern für den Globohomo-Komplex, der sich allenfalls zeitweise etwas nationalistischer gibt. Immerhin gewährt man der Ukraine auch den Einsatz der Asow-Brigade…

Ein Dilemma, aber wie gesagt: ein anregendes.

Friedrich Fechter

Fechter studiert im Herzen Deutschlands und muss sich an seiner linksversifften Universität den typischen Gängelungen aussetzen. Er interessiert sich für Kunst, Geschichte und ist Meister der Halbsätze. Als Fechter das erste Mal ein Cover der Krautzone sah, hielt er das pixelige Layout für eine durchtriebene Werbestrategie. "Bestimmt", dachte er sich beim Durchblättern, "hier sind verschlagene Profis am Werk."


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