Von Johann Adler
Die Linken betrachten die Rechten als Feinde und wollen sie samt ihrem Wertesystem vernichten. Obgleich diese Einsicht beim ein oder anderen CDU-Wähler, der die ganzen zersetzenden Entwicklungen der letzten Jahrzehnte eher mit Irritation und Unverständnis betrachtet, noch nicht final angekommen ist, dürfte es im Lager der Libertären und Rechtskonservativen mittlerweile allen gedämmert haben. Daran lassen rote Listen, Zensur, Framing, politische Unfairness, verbale sowie physische Gewalt gegen alles was rechts oder konservativ ist, keinen Zweifel. Es ist wichtig seinen politischen Gegner zu kennen und dessen totalitäre und hemmungslose Art zu kämpfen.
Es ist aber auch wichtig ihn nicht zu kopieren. „Entweder man stirbt als Held, oder man macht so lange weiter bis man selber der Bösewicht ist.“ Dieser Spruch aus dem Batmanfilm „The Dark Knight“ sollte uns eine Warnung sein. Das Angenehme an konservativer Politik ist, dass sie eben nicht totalitär ist. Sie sieht im Anderen einen politischen Gegner mit dem sie den Kampf aufnimmt, aber nicht einen kompletten Feind den sie mitsamt seiner Familie auslöschen muss. Sie sieht im Linken ein fehlbares Geschöpf, das einer bescheuerten und teilweise gefährlichen Weltanschauung anhängt, aber kein tollwütiges Monster, das man nur noch totschießen kann.
Auch die eigene Fehlbarkeit und Schwäche rechnet der Konservative mit ein und ist somit im besten Fall auch ein Liberaler. Er lässt anderen die Freiheit Fehler zu machen, da er um seine eigene Fehlbarkeit weiß. In dieser Auffassung vom Anderen als Geschöpf mit Würde und gleichzeitig als Sünder, der zum Bösen verleitbar ist, liegt auch das christliche Erbe im Konservativismus.
Für ihn ist der Mensch eben nicht „total“, also ganz Klassenfeind oder Faschist oder Sozialist, sondern er kann sich politisch, beruflich und privat unterscheiden. Daher ist der Konservative immer bereit zu reden. Dazu braucht es manchmal viel Geduld und Gelassenheit, wenn man es mit der Hysterie und dem wirren Moralismus der Unmoral zu tun hat, aber es ist die Mühe wert, da oft mehr hängenbleibt als er merkt und das Gegenüber zugeben würde. Der Mensch ist ihm, trotz all seiner Schwäche, immer noch Mensch. Und Werte wie Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, sind ihm, trotz aller erfahrenen Ungerechtigkeit, immer noch Werte. Dem Ein oder Anderen mag es in der momentanen Situation so erscheinen, als ob die Rechten in einer derartigen Minderheitssituation und bei derartig unmoralischen Gegnern geradezu gezwungen sind gleichermaßen unfair und hart zu kämpfen.
Allerdings gilt es stattdessen Feuer mit Wasser zu bekämpfen. Wer nämlich Feuer mit Feuer bekämpft, zündet das an, was ihm eigentlich lieb ist. Für konservative Werte einzutreten, ohne sie dabei zu leben, ist wie der Besuch eines Punkkonzerts mit einem Nadelstreifenanzug oder eines AFD-Parteitags mit Burka. Die Welt für die der Konservative kämpft, ist eine Welt in der das Gute mehr Raum hat und das Böse in seine Schranken gewiesen wird. Es ist aber kein paradiesischer Zustand und auch nicht der Himmel auf Erden. Die Idee einer grausamen Zeit des Kampfes und der ideologischen Umerziehung, der eine Zeit folgt, in der man die beschriebenen Werte dann in einem neuen Utopia lebt, ist von vorn herein zum Scheitern verurteilt und findet ihre Entsprechung in den großen Säuberungswellen Pol Pots und Stalins.
Konservative und Rechte sollten sich ihre Vorbilder nicht bei diesen suchen sondern für ihre Werte werben, indem sie diese vorleben. Wo sie dies nicht tun, können sie keine glaubwürdige Alternative zum beklagenswerten Ist-Zustand der Nation anbieten.