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Schwerin – Hauptstadt der Seen

24. August 2019
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Eine Stadt im Norden wird dabei zumeist ignoriert, obwohl sie zweifelsohne zu den schönsten Städten der Bundesrepublik gehört und eines der märchenhaftesten Schlösser Europas beherbergt: Die Stadt der sieben Seen.

Wie heißt die kleinste deutsche Landeshauptstadt? An dieser Frage sind wahrscheinlich schon viele Schüler und Quizteilnehmer kläglich gescheitert. Selbst die Erwähnung des dazugehörigen Bundeslandes, Mecklenburg-Vorpommern, macht die Antwort für viele nicht unbedingt leichter. Dabei gehört Schwerin zweifelsohne zu den schönsten Städten der Bundesrepublik und ist nicht nur wegen des berühmten Schweriner Schlosses eine, oder besser noch, mehrere Reisen wert.

Schwerin wurde erstmals vor 1000 Jahren als Wendenburg erwähnt (Herzlichen Glückwunsch!) und 142 Jahre später vom Sachsenherzog Heinrich dem Löwen erobert, der Schwerin anschließend das Stadtrecht erteilte. Der stolze Heinrich ziert noch heute das Stadtwappen Schwerins, die als älteste Stadt des heutigen Mecklenburg-Vorpommerns gilt. Neben reichlich Geschichte wartet die Stadt mit einem Wasserreichtum auf, der seinesgleichen sucht und der Stadt den Beinamen „Stadt der sieben Seen“ eingebracht hat. Ganz stimmig ist dieser Begriff jedoch nicht, da sich insgesamt sogar zwölf Seen im Stadtgebiet befinden, weshalb man im Volksmund meint, dass es keinen Platz in Schwerin gebe, von dem aus man nicht in weniger als 10 Minuten ein Gewässer erreicht. Hervorzuheben ist dabei vor allem der Schweriner See, der nach dem Bodensee, der Müritz und dem Chiemsee der viertgrößte See der BRD ist.

Der Schweriner See ist für seine Artenvielfalt bekannt und bietet dem städtischen Naturfreund sogar die Möglichkeit, Fisch- und Seeadler zu beobachten. Neben ihrem Seenreichtum besticht die mecklenburgische Landeshauptstadt durch maritimes Flair und die, vor allem für norddeutsche Städte vergleichbarer Größe, ungewöhnlich gut erhaltene Altstadt. Nur etwa drei Prozent des Stadtkerns wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. In unserer kleinen Auflistung kaum zerstörter Großstädte aus dem ersten Heft fehlt Schwerin allerdings, da die Stadt etwa um die Jahrtausendwende ihren Großstadtstatus verlor. Da halfen auch zahlreiche Eingemeindungen, ein mittlerweile probates Mittel, um der demografischen Entwicklung ein Schnippchen zu schlagen, nicht viel. Von den Höchstständen mit über 130.000 Einwohnern kurz vor der Wende, ist die Stadt heute weit entfernt.

Allerdings haben sich die Zahlen während der letzten Jahre stabilisiert und auch Mama Merkel sorgt sich eifrig um den Nachwuchs, wie die aktuellen Geburtsstatistiken zeigen. Für die Zukunft strebt Schwerin die Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO an. Was Dresden nicht nötig hat, könnte sich für das welt- und selbst deutschlandweit noch vergleichsweise unbekannte Schwerin als touristischer Segen entpuppen. Zumal Schwerin nicht nur die kleinste Landeshauptstadt, sondern auch die einzige ohne eigene große Universität ist und daher auf die Einnahmen junger, von Vater Staat oder Papi mit prall gefüllten Geldsäckeln ausgestatteten, Taugenichtse verzichten muss.

Für den gemeinen Besucher ist dieser Umstand natürlich von großem Vorteil, sind doch die üblichen Soziologie- oder Politikstudenten mit herunterhängenden Schultern, ausgelatschten Klamotten und Anti-Sonstwas-Schlabberpulli ein eher seltener Anblick, was dem ungetrübten Genuss des Altstadtensembles zweifelsohne entgegenkommt. Dabei begeistern vor allem das Mecklenburgische Staatstheater, die Bürgerhäuser in der Werderstraße, der Schweriner Dom mit dem höchsten Kirchturm Norddeutschlands und natürlich das prunkvolle Wasserschloss.

Wohl nur noch wenige deutsche Städte vergleich barer Größe verfügen über ein ähnlich stimmiges, zusammenhängendes Stadtbild wie das häufig unterschätzte Schwerin.  

Dass man zudem in einer halben Stunde an der Ostsee ist, sei noch am Rande erwähnt.

Das Schweriner Schloss: Das „Neuschwanstein des Nordens“, das Schweriner Schloss, kann ohne Übertreibung als eines der schönsten Schlösser der Welt bezeichnet werden und gilt als das eindrucksvollste Beispiel des Romantischen Historizismus in Europa. Ursprünglich als Teil einer Wallanlage durch die Slawen angelegt, wurde das Schloss in einem tausendjährigen(!) Prozess umgestaltet und erweitert. Seine heutige Gestalt verdankt das Schloss vor allem dem auch sozial sehr engagierten Architekten Georg Adolf Demmler, der, zusammen mit einigen anderen deutschen Architekten, die entscheidenden Impulse zur Um- und Neugestaltung (1845 – 1857) gab. Vorbild waren insbesondere französische Renaissanceschlösser.

Hannes Plenge

Hannes, geborener Hannoveraner und mittlerweile stolzer Lüneburger, bereut es jeden Tag aufs Neue, nicht vor Jahren seine Kohle in Bitcoins gesteckt zu haben. Jetzt muss er mit Mitte 30 noch immer einem Beruf nachgehen – auch „Wirecard“ half dem Frugalisten in spe nicht wirklich weiter. Der nicht immer kaltblütige Norddeutsche verfügt über ein stolzes Punktekonto in Flensburg, da er es sich als anständiger Libertärer zur Aufgabe gemacht hat, gegen staatlich festgelegte Geschwindigkeitsbeschränkungen anzukämpfen.

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