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Das große Mitgliedersterben

21. Oktober 2022
in 2 min lesen

Die politischen Parteien altern schneller als die Gesamtbevölkerung. Damit geht ein massiver Mitgliederschwund einher, dem lediglich die Grünen trotzen konnten. In den letzten 30 Jahren hat sich die Mitgliederzahl von CDU, SPD und SED halbiert. Klarer Verlierer ist die SED, die kurz nach der Wende noch fast 300.000 Mitglieder vorweisen konnte und heute nur noch etwa 60.000 Mitglieder verzeichnet.

Wie schnell das Gebäude der Altparteien einbricht, erkennt man am Beispiel der CDU: 2021 verzeichneten die Christdemokraten einen Rückgang von 15.000 Personen, was ganzen vier Prozent der Mitglieder entsprach. Selbst wenn die Altparteien es schaffen sollten, die Jugend stärker zu begeistern und zum Parteieintritt zu bewegen, wird es immer schwerer, dem Trend entgegenzuwirken. Die Mitglieder sterben schlichtweg schneller als neue rekrutiert werden können. Mit einem Durchschnittsalter von 61 Jahren (CDU) und 60 Jahren (SPD) wird die Zahl der „Parteileichen“ Jahr für Jahr weiter steigen. Das Problem ist bekannt: 2012 wurde ein internes Geheimpapier geleaked, dass von 100.000 Todesfällen allein bis 2019 ausging.

Lediglich die Grünen konnten Zuwächse verzeichnen: Seit 1990 hat sich die Mitgliederzahl der Ökosozialen mehr als verdoppelt (plus 134 Prozent). Das beeindruckende Wachstum ist aber auch darauf zurückzuführen, dass im Jahr 1990 die Partei schlichtweg neu war und noch nicht viele Mitglieder vorweisen konnte. Mit aktuell etwa 100.000 Mitgliedern liegt sie zwar vor der FDP (65.000) aber noch immer deutlich unter den großen Volksparteien CDU (405.000) und SPD (420.000).

Die AfD mit ihren knapp 30.000 Mitglieder taucht in der Grafik aufgrund ihrer jüngeren Gründung nicht auf. Aktuell steht die AfD bei etwa 28.000 Mitgliedern. Auch sie hat mit Mitgliederschwund zu kämpfen. 2021 verlor die Partei etwa 2.500 Mitglieder, 2022 bislang mehr als 1.000 Mitglieder. Die Verluste sind hauptsächlich auf den Tod der Mitglieder und Nichtzahlung der Beiträge zurückzuführen. Gemessen an der Parteibasis ist die AfD noch immer sehr klein, was zum einen dem jungen Alter der Partei(strukturen), aber auch der gesellschaftlichen Ächtung der Oppositionspartei geschuldet ist.

Was bedeutet das?

Auf der einen Seite werden durch mehr und mehr Austritte und Todesfälle die politische Akzeptanz des „Parteienkartells“ in der Bevölkerung immer geringer. Junge Menschen engagieren sich nicht mehr in politischen Parteien und sind nicht mehr bereit, Zeit und Anstrengung aufzubringen, um aktiv Politik mitzugestalten – was allerdings auch den verkrusteten Parteistrukturen samt überalterter Mitglieder geschuldet ist.

Auf der anderen Seite verliert die Basis der Altparteien an Einfluss – dadurch kann die Parteielite ungehindert ihre politische Agenda forcieren. Eine Entwicklung, die man gerade in den letzten Jahren immer stärker beobachten konnte: Ob die SPD die unbeliebten Parteivorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil gegen eine aktive Basis von 1 Millionen Mitgliedern hätte durchdrücken können? Eher unwahrscheinlich.

Fakt ist aber: Politik wird sich in den kommenden Jahren vollends ändern. Ob sich das Parteiensystem reformieren wird, ist aber eher unwahrscheinlich. Momentan sieht es danach aus, dass Parteien und ihre angegliederten Stiftungen im demokratischen Prozess sogar noch wichtiger werden. Im Notfall dann eben nur mit 100 Mitgliedern…

Übrigens: Die damit verbundenen sinkenden Mitgliedsbeiträge sind finanziell eher unwichtig und machen insgesamt nur 20-25 Prozent der Parteieinnahmen aus. Ein starkes Wahlergebnis (staatl. Parteienfinanzierung) und einige Spenden können jeden Mitgliederausfall kompensieren.

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