Vor ziemlich genau 15 Jahren löste die Serie „Southpark“ mit den Episoden 163 bis 165 eine Debatte aus, die innerhalb der Künstlerwelt hohe Wellen schlug. In den genannten Folgen wurde die Geschichte eines Angriffs islamistischer Terroristen auf das „Fantasieland“, einen Ort, an dem alle erfundenen Wesen tatsächlich existieren, erzählt. Ziel dieser Anschläge sollte es sein, die Fantasie zu erobern, um sie anschließend zensieren zu können, da die Terroristen sich in ihren religiösen Gefühlen verletzt sahen.
Die Debatte um die künstlerische Freiheit war eröffnet, und viele Künstler wollten sich nicht von ausgeübter Gewalt einschüchtern lassen. Morddrohungen gegen Produzenten, Fernsehsender und ganze Verlage waren keine Seltenheit, wenn sich diese in provokanter Art mit dem Islam auseinandersetzten. Theo van Gogh und „Charlie Hebdo“ bewiesen schließlich, dass einige dieser Drohungen durchaus ernst gemeint waren und auch umgesetzt wurden.
Da „Southpark“ seit jeher dafür bekannt ist, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, beschäftigten sich die Folgen 200 und 201 einige Jahre später ebenfalls mit dem Thema Zensur der Kunstfreiheit aufgrund religiöser Gefühle. Trey Parker und Matt Stone, die Erfinder der Serie, stellten sich streng gegen jegliche Zensur des „Fantasielandes“: In den zwei kontroversen Episoden sollte gar der Prophet Mohammed gezeigt werden. Weil – welch Überraschung – islamische Extremisten mit Anschlägen drohten, entschied sich der amerikanische Fernsehsender Comedy Central, die Folgen nicht auszustrahlen. Auch in Deutschland ist es bis heute nicht möglich, die Folgen auf legalem Wege anzusehen.
Was folgte, war eine Welle der Solidarität mit den Entwicklern der Serie. Selbst die „Simpsons“ griffen das Thema auf, indem sie Bart im anfänglichen „Tafel-Gag“ schreiben ließen: „South Park – we‘d stand beside you if we weren‘t so scared“.
Inzwischen hat sich die Angst vor Anschlägen im Fantasieland wieder beruhigt. Doch Zensur wird immer noch betrieben! Im Fantasieland hat sich das Großkapital mit dem Linksliberalismus verbündet, um seinen Produktionen einen moralischen Anstrich zu verleihen. Kein Wunder also, dass die meisten Serien und Filme von Amazon, Disney, Netflix und Co. auf ethnische und sexuelle Diversität nicht verzichten wollen. Stellt sich ein Produzent dagegen, gibt es eben keine Kohle und die Produktion wird verunmöglicht.
Am 2. September wird Amazon die teuerste je produzierte Serie „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“ zum ersten Mal ausstrahlen. Bei begeisterten Tolkien-Fans war die Vorfreude anfangs sehr groß. Sie wich allerdings recht schnell der Gewissheit, dass sich selbst der Erfolgsgarant aus Mittelerde nicht den gängigen Regeln im Fantasieland widersetzen darf. Schon „Der Hobbit“ zeigte erste Versuche, dem Zuschauer „die Liebe“ schmackhaft zu machen, indem Tolkiens Werk durch die Liebesgeschichte eines Zwergs und einer Elbin ergänzt wurde (Fans der Saga sind sich der Absurdität dieser Konstellation bewusst). Die ersten Trailer und Interviews der neuen Serie lassen erahnen, das auch diese nicht ohne zahlreiche Bekenntnisse zur linksliberalen und „offenen“ Gesellschaft auskommen wird. So wird der einzige von Tolkien erwähnte weibliche Zwerg Dís von einer schwarzen Frau (die auch wie eine Frau aussieht, laut dem Autor unterscheiden sich männliche und weibliche Zwerge nicht) gespielt. Die Schauspielerin verkündete in einem Interview voller Stolz, dass sie den ersten „Female Dwarf of Color“ verkörpere, was „notwendig“ und „revolutionär“ sei. Da für Linksliberale jeder Schritt in ihre Richtung sowohl notwendig als auch revolutionär ist, würde es auch nicht verwundern, wenn sie sich als nonbinärer Baumriese identifiziert.
Für viele mag das nichts anderes sein, als aus einer Mücke einen Olifanten zu machen. Immerhin bleiben dem Zuseher neben einigen schwarzen Figuren asiatische Elben, indische Hobbits und rollstuhlfahrende transsexuelle Zauberer (im Trailer) vorerst erspart. Dennoch ist es merkwürdig, dass im Zweiten Zeitalter von Mittelerde lediglich schwarze und weiße Wesen existieren. Auch in der Fantasyserie „The Witcher“, die von einem Polen geschrieben wurde und auf „mitteleuropäischen Märchen und speziell slawischen Legenden beruht“ (Wikipedia), war eben diese ethnische Zusammensetzung – selbst unter Elfen – der (Zu-) Fall. Warum diese Elfen verschiedene Hautfarben hatten, wurde nicht erklärt; Filme in Schwarz-Weiß bekommen inzwischen jedenfalls eine ganz neue Bedeutung. Übrigens: Man will sich gar nicht ausmalen, was zu der ethnischen Homogenität in der Trilogie „Der Herr der Ringe“ geführt hat, die einige Tausend Jahre später spielt.
Abgesehen von verkrampft wirkendem Diversitätsgetue lassen die ersten Bilder der Serie auf einige enorm starke Frauenfiguren schließen. Ebenfalls lässt sich erkennen, dass diese durch einige schwache Betamänner ergänzt werden, damit die Frauen noch stärker und selbstbestimmter wirken.
Mein Problem mit dieser ganzen Sache ist, dass es durch all die politische Quotenkorrektheit immer mehr um linksliberale Politik und immer weniger um den Inhalt einer jeweiligen Geschichte geht. Dass Tolkien keine lila Haare hatte und mit der Bevölkerung Mittelerdes nicht das heutige Amerika abbilden wollte, hätten die Regisseure recherchieren können. Zudem sollten Filmemacher längst erkannt haben, dass erzwungene Diversität keine Authentizität schafft, sondern diese im Gegenteil sogar noch zerstört.
Ethnische Quoten, schwule Charaktere, deren sexuelle Identität nichts zur Handlung beiträgt, und starke schwarze Frauen, die gegen Ungerechtigkeit ankämpfen, lenken nur von der eigentlichen Geschichte ab. Auch deshalb schaden sie dem Erfolg einer Produktion mehr, als sie nützen. Das beweisen nicht nur die Bewertungen zahlreicher woker Neuverfilmungen wie des feministischen „Ghostbusters“ oder der jüngst veröffentlichten Serie „Resident Evil“. Die Serien, die ohne erzwungene Diversität auskommen, werden in vielen Fällen auch gerne gesehen, wie die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten, „Squid Game“, zeigt. Dass sie das darf, liegt wohl daran, dass es eine koreanische Produktion ist – jeder nicht-westliche Staat wird vom Rassismusverdacht bis zum Gegenbeweis ja erst einmal freigesprochen.
Eine Lösung für die Quotenpolitik im Fantasieland sehe ich im Moment nicht. Die übliche Regel „Get woke, go broke“ gilt inzwischen leider nicht mehr, seit die reichsten westlichen Firmen für die durchaus gut produzierten Verfilmungen verantwortlich sind.
Dass das zwanghafte Einsetzen von Quotenschwarzen selbst rassistisch ist, interessiert wahrscheinlich die wenigsten. Trotzdem komisch, dass sich dahingehend noch keiner beschwert hat: Im Grunde genommen ist die gezwungene Politik der Diversität im Fantasieland nichts anderes als das Pendant zum „Greenwashing“ mit dunklerem Anstrich.
Die satirische Aufarbeitung der Zensur im Fantasieland lässt bisher leider zu wünschen übrig. Wenige greifen dieses Thema auf, seit die Zensoren nicht mehr mit Waffen und Anschlägen agieren, sondern mit gesellschaftlicher Ausgrenzung und Cancel Culture. Wer den Kampf für die Freiheit der Kunst führen will, muss seit jeher mutig sein. Gibt es keine Gegenwehr, wird das Fantasieland noch vor dem Abendland zugrunde gehen.