Regelmäßig veröffentlicht die Forschungsgruppe Wahlen e.V. Ergebnisse einer Erhebung, in welcher die Befragten Auskunft darüber geben, welche, aus ihrer Sicht, die wichtigsten Probleme in Deutschland sind. Das Thema Integration ist dabei seit Monaten Spitzenreiter und erreichte im November 2023 sein Allzeithoch, als 52 Prozent der Deutschen angaben, dass Flüchtlinge und Ausländer gegenwärtig die größte Herausforderung für die Bundesrepublik und ihre Bürger darstellen. Zur Verdeutlichung: 2023 sind laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 351.915 Asylanträge gestellt worden. Im selben Zeitraum wurden lediglich 16.430 Abschiebungen vorgenommen, wie die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD ergab.
Dabei galt in der Vergangenheit immer der Grundsatz: Der Westen zeigt sich ausländerfreundlich und eher links, während die Masseneinwanderung in den neuen Bundesländern deutlich kritischer gesehen wird. Diese Annahme scheint überholt, wirft man einen Blick auf die einzelnen Bundesländer. Das Misstrauen gegen Migration und Überfremdung gleicht sich in Ost und West an. Während in den traditionell eher linken Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen die derzeitige Situation von 30 bzw. 34 Prozent mit starker Besorgnis beäugt wird, geben in der SPD-Hochburg Niedersachsen sogar 40 Prozent der Befragten an, dass Einwanderung derzeit Deutschlands größtes Problem sei. Das sind gerade einmal sieben bzw. acht Prozentpunkte weniger als in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Aber auch in anderen westdeutschen Bundesländern wächst der Unmut. In Hessen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg sehen 42 Prozent und im Saarland sogar 44 Prozent in der Migrationsfrage die größte Gefahr. Spitzenreiter sind Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen mit 48 Prozent sowie Sachsen mit 54 Prozent.
Als Ursache für die noch bestehenden Abweichungen können vermutlich die unterschiedlichen Ausländeranteile in Ost und West betrachtet werden. Während jeder vierte Ausländer 2020 in Nordrhein-Westfalen lebte, waren in den neuen Bundesländern im selben Jahr lediglich 6,2 Prozent aller Ausländer ansässig. Zum Vergleich: Allein das Quartett aus Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und NRW vereint fast zwei Drittel aller Migranten auf sich. Rechnet man befragte Passdeutsche also aus der Umfrage raus, dürfte sich die Stimmung in beiden Teilen des Landes vermutlich noch stärker gleichen.