Es ist wieder Weihnachten, ein paar Tage Gemeinschaft, Familie und gutes Essen. Ein paar Tage Auszeit vom Alltagsstress und rein in den Familienstress. Selbstverständlich darf an Weihnachten eine Weihnachtspredigt nicht fehlen. Dieses Jahr behandle ich die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland, die, wie mir scheint, sehr stark in unsere Zeit spricht.
„Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. (…) Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.“
Matthäus 2,1a-3+9b-12
Die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland kennt man vor allem in römisch-katholischen Gebieten zumindest durch die Sternsinger. Das Morgenland ist von Israel aus gesehen wohl das Gebiet des heutigen Irak, womit die Weisen bzw. Sterndeuter babylonischer oder persischer Herkunft gewesen sein dürften. Obwohl sie, nach biblischem Bericht, wohl selbst keine Könige waren, ist gleichwohl die Königsherrschaft in ihrer Geschichte zentral. Sie kommen nämlich um den König der Juden anzubeten. Sie bringen ihre Hochachtung, ihre Geschenke und ihre Anbetung einem göttlich eingesetzten König. Dies sorgt für Schwierigkeiten mit einem anderen König.
Herodes, der von den Römern geduldete Lokalkönig sieht sich durch die Existenz eines höheren und recht- mäßigeren Königs bedroht. Wie im weiteren Verlauf der Geschichte deutlich wird schreckt Herodes nicht einmal von einem vielfachen Kindesmord zurück um diese scheinbare Bedrohung abzuwenden. Die Existenz eines legitimen Herrschers schränkt nämlich logischer Weise die Herrschaft eines illegitimen Herrschers ein. Und hier sind wir auch schon bei Claudia Roth und dem Berliner Schloss. Kultusministerin Claudia Roth möchte nämlich biblische Schriftzüge mit eben dieser Thematik am Berliner Schloss zeitweise überblenden lassen. Dort steht nämlich eine Kombination aus zwei Bibelstellen.
„Es ist in keinem anderen Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters (Apostelgeschichte 4,12) /Dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“
Philipper 2,10-11
Frau Roth sieht hier einen Absolutheitsanspruch des Christentums, der zudem eng mit der Autorisierung des damaligen Preußenkönigs Wilhelm IV zusammenhängt und nicht den weltoffenen Idealen des Humboldtforums entspricht. Letzteres befindet sich nämlich im wiederaufgebauten Berliner Schloss. Damit leistet sich die Ministerin nicht nur einen Angriff auf die Restbestände der christlichen Kultur unseres Landes, sondern verstrickt sich gewissermaßen in einen Widerspruch. Wie kann sie gleichzeitig sagen, dass Toleranz sehr wichtig ist, diese aber selbst nicht gewähren. Einfach gefragt: Was macht ihre eigene Einstellung toleranter?
Die Antwort ist natürlich: Nichts. Denn der Gedanke an eine höhere Instanz führt keineswegs notwendiger Weise zu Willkürherrschaft und einer politisch intoleranten Staatskirche. Vielmehr ist er dazu gedacht diesen zu relativieren. Der Gottesbezug in der Präambel unseres Grundgesetzes soll genau dies klarstellen: Weil es einen Gott gibt vor dem wir uns alle verantworten müssen, ist es sinnvoll so zu handeln, dass wir das auch voreinander verantworten können. Frau Roth und leider auch viele andere Politiker scheint das wohl ein Geheimnis zu bleiben. Dies liegt aber andererseits auch darin begründet, dass sie bereits einer Weltanschauung angehört die weder Häretiker, noch Ketzer, Andersgläubige oder Abweichler duldet. Sie sitzen selbst auf dem höchsten moralischen Herrscher- und Richterstuhl und können daher die Relativierung durch einen Gott nicht ertragen.
Wir hingegen tun gut daran den Fokus auf das richtige Kind, den richtigen König zu richten. Die Anmaßung, der Mensch könne über Leben und Tod bestimmen (wie im Fall Sterbehilfe und Abtreibung) und Gottes Wort müsse sich vor seinem sensiblen politisch korrekten Ohr rechtfertigen ist abstrus genug.
Die drei Geschenke die die Weisen dem Neugeborenen bringen stehen übrigens für Königsherrschaft (Gold), Hohepriestertum (Weihrauch), und Tod (Myrrhe). Damit zeigen die morgenländischen Gäste ein tieferes Verständnis und einen größeren Glauben in Bezug auf den rechtmäßigen König als sein jüdischer Landsmann und „Statthalter“ Herodes. Jesus ist ein König der Anbetung und Gefolgschaft verdient, er ist ein Hohepriester der als Mittler und Versöhner zwischen uns und dem Vater auftritt und er ist durch seinen Tod zugleich das Opfer das diese Versöhnung möglich macht.
Wem das einleuchtet, dem geht der Stern von Bethlehem auf, ganz unabhängig von allen Über- und Verblendungen in der Bundeshauptstadt.
Amen.