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Bildquelle: Instagramaccount christine.lambrecht

Lambrecht muss weg! Aber warum eigentlich?

4. Januar 2023

Leute, ich verstehe die Welt nicht mehr. Und den „Spiegel“, „T-Online“ sowie die „Tagesschau“ genauso wenig. Ein etwas tapsiges Silvestervideo der SPD-Verteidigungsministerin, und der Mainstream macht unisono ein Fass auf, das voluminöser als Ricarda Lang ist? Das ist ja wohl das Harmloseste, was Lambrecht jemals gemacht hat. Gerade erst wurde in der Angelegenheit der kaputten Puma-Panzer wochenlang betont, dass sie hier nicht die Hauptverantwortliche ist. Als sie ihren Sohn in einem Bundeswehrheli nach Sylt fliegen ließ, während die Feld-Wald-und-Wiesen-Doofkartoffel pausenlos angehalten wurde, die Heizung runterzudrehen und das Auto stehen zu lassen, war es hauptsächlich die „Bild“, die darin irgendeine Ironie erkannte. Jetzt stellt sie sich Silvester mit schlechter Soundqualität und Strubbelfrise vor eine Kamera und lässt einen generischen Neujahrssermon ab und Polen ist offen?

Als ich es mir zum ersten Mal reingezogen habe, hat mein Gehirn nach circa zehn Sekunden abgeschaltet. Der furchtbare Krieg in Europa, und danke an die Pflegekräfte, die an Silvester arbeiten, bla bla bla. Politikerin macht Politikergeräusche. Anscheinend gibt es aber Leute, die tatsächlich den Worthülsen, die da abgesondert werden, inhaltlich zu folgen versuchten. So die „Tagesschau“, die in ihrem Artikel „Dieser Fehltritt wiegt schwerer als andere“ folgende Kritik an Lambrechts wohl bedeutungslosestem Fehltritt übte:

„Berlin am Silvesterabend, erste Feuerwerkskörper steigen auf. Eine Frau steht im himmelblauen Blazer an einer Kreuzung, im Hintergrund sind die DDR-Protzbauten rund ums Frankfurter Tor zu erahnen. Ein beliebtes Motiv – für Hauptstadttouristen und Modefotografen. Jetzt hat auch die Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt der Bundeswehr den Ort entdeckt: Als Kulisse für ein Neujahrsvideo, das Christine Lambrecht am Wochenende ins Internet gestellt hat. (…) Doch Machart und Inhalt des Videos sind verstörend. So verstörend, dass sich spätestens jetzt die Frage stellt, ob Lambrecht ihrem Amt gewachsen ist.“

„Kulisse“, „DDR-Protzbauten“, „für Hauptstadttouristen und Modefotografen“ – wir steigen ein mit einem Framing, wie ich es bisher nur gegenüber klaren Gegnern des politischen Kurses der Mainstreampresse kannte. Ebenso gehässig könnte man die Kulisse jedes einzelnen TikTok-Videos von Emilia Fester kommentieren – was wir, wie ich prophezeie, jedoch niemals in den Öffentlich-Rechtlichen zu Gesicht bekommen werden.

Dann deutet der Autor an, dass die mentale Gesundheit derjenigen, die das Pech hatten, das Video sehen zu müssen, gefährdet sei, und die Frage nach ihrer Amtstauglichkeit wird gestellt. Hat man das Video nicht gesehen, könnte man denken, Lambrecht habe sturzbesoffen durch Berlin torkelnd unzusammenhängendes Gestammel von sich gegeben. Aber was genau war denn nun so „verstörend“? Im Absatz „Mangel an Empathie“ heißt es: „Kein Wort zu den Opfern dieses Krieges, nichts zu den Geflüchteten.“ Der Krieg wurde zwar erwähnt, aber die Opfer des Krieges nicht extra noch mal separat. Kritik auf einem Niveau, wie wir es bei Propaganda gegen AfD-Politiker gewohnt sind.



„Die Ministerin offenbart mit diesem Video einen Mangel an Empathie, der fassungslos macht. Deshalb wiegt dieser Fehltritt schwerer als andere tatsächliche oder vermeintliche Pannen. Sei es das Foto ihres Sohns an Bord eines Bundeswehr-Hubschraubers, seien es erwartbare Schwierigkeiten bei dem Versuch, die kaputtgesparte Bundeswehr von jetzt auf gleich zu modernisieren: Das alles verblasst angesichts dieser Entgleisung zum Jahresauftakt.“

Was? Fucking was? Sein Kind spätrömisch-dekadent in Regierungsmaschinen umherkutschieren, während Herbert ein schlechtes Gewissen haben soll, wenn er die Heizung über eins aufdreht, sowie die Einsatzuntauglichkeit ALLER Panzer des modernsten Modells, das die Bundeswehr zu bieten hat, während wir so stark in einen Krieg mit Russland involviert sind, dass die „Tagesschau“ sich inzwischen guckt wie die „Wochenschau“, verblasst gegenüber einem etwas holprigen einminütigen Clip zu Neujahr? Was für’n Lack habt ihr denn gesoffen? Wenn ich schon eine SPD-Regierungspolitikerin verteidige, dann weißt du, dass hier etwas Komisches im Busch ist.

Die simpelste Erklärung: Nach dem Puma-Debakel hatten sie die Schnauze voll und haben nur noch auf den nächsten Anlass gewartet, der aber in Kriegszeiten die eigenen Truppen nicht derart in den Schmutz zieht und die Kriegsgeilheit der Gesellschaft mindert wie die Aussage, dass die angeblich besten Panzer, die wir haben, ein unbrauchbarer Haufen Altmetall sind. Die dubiosere Erklärung: Entweder hat sie irgendwem Wichtiges vor den Karren gepisst, oder es gibt noch einen viel größeren Skandal, der bald rauskommen wird und von dem man die Ampelregierung frühzeitig im öffentlichen Auge abkapseln will, indem man die Hauptverantwortliche schon vorher wegen etwas anderem absägt.

Genau das fordert auch schon die „Tagesschau“ in der letzten Zeile: „Lambrecht muss sich dafür entschuldigen – oder ihr so wichtiges Amt anderen überlassen.“ Derselbe Satz findet sich leicht abgewandelt auch schon in der Unterüberschrift: „Die Ministerin muss sich entschuldigen – oder zurücktreten.“ Vermutlich wird sie das über kurz oder lang tatsächlich müssen – aber nicht wegen des Videos, sondern weil man sie in den Medien offenbar auf Gedeih und Verderb weghaben will. Warum auch immer.

Shlomo Finkelstein

Shlomo Finkelstein wollte immer schon irgendwas mit Hass machen. Seit 2015 erstellt er als "Die vulgäre Analyse" Videos, und seit 2019 zusammen mit Idiotenwatch den Podcast "Honigwabe".

Belltower News schreibt über ihn: "Da er vorgibt, sein Hass sei rational begründet, sind besonders junge Menschen der Gefahr ausgesetzt, die Thesen für bare Münze zu nehmen und sich so zu radikalisieren."


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