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Linke Denker: Michel Foucault

17. Januar 2023
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Michel Foucault war vieles – Historiker, Psychologe und Soziologe. Die Bezeichnung „Philosoph“ wird ihm deshalb hinterhergeworfen, weil er sich, wie die meisten linken Denker des letzten Jahrhunderts aus Frankreich, mit dem „Poststrukturalismus“ beschäftigt hat. Der Poststrukturalismus wiederum ist direkt dafür verantwortlich zu machen, dass man in Deutschland heute gendert: Laut dieser Schule, die alle „Strukturen“ als konstruiert sieht, schafft Sprache und Macht im Diskurs allein Realitäten. Alles andere verliert an Bedeutung; die Folge ist die völlige Dekonstruktion. Natürlich Gewachsenes wird mit tausend kompliziert klingenden Vokabeln totgeredet, die Diskursanalyse kümmert sich um den Rest: Es geht nur noch darum, dass jemand etwas sagt, und nicht darum, ob er recht hat – eine erstaunliche Parodie auf Foucaults eigenes Wirken. Wahrheiten an sich, Tatsachen und sonstige kulturelle Errungenschaften geraten in den Hintergrund (denn sie werden ja im Diskurs erzeugt), angeblich ausbeuterische Machtgefälle (globaler Norden/globaler Süden, Männer/Frauen, Weiße/Schwarze, Heterosexuelle/Homosexuelle) werden auf einmal wichtiger als das im Diskurs Besprochene.

Damit sind selbstverständlich auch Postkolonialismus und Queer-Theorie Folgen der von den Poststrukturalisten vertretenen Forschung. Mit Begriffen wie „totalitär“, „Diskriminierung“, „Patriarchat“ und „Ethnozentrismus“ kämpfen die Poststrukturalisten gegen die „naturalisierende Identität“. Neben Foucault machen das übrigens auch sein Lehrer Louis Althusser, Jacques Lacan, Gilles Deleuze, ein Haufen anderer Franzosen und Slavoj Žižek. Höchste Zeit also, zu schauen, mit wem wir es zu tun haben.

Foucault wird 1926 im Westen Frankreichs geboren. Im Gegensatz zu Hobsbawm dauert es bei ihm ganze 24 Jahre, bis er Mitglied der Kommunistischen Partei wird. Weil er sich mit ihr aber nicht gut versteht, zieht er bald darauf erst einmal nach Schweden und kehrt erst wieder, als er die Abteilung für Philosophie einer aus der Achtundsechziger-Bewegung hervorgegangenen Institution übernehmen kann. 1970 wird er schließlich Professor am renommierten Collège de France und bleibt es bis zu seinem Tod 1984. Während dieser Zeit arbeitet er weiter an Dekonstruktion und Diskursanalyse, die ihn vor allem grundlegend die Gesetze zur Pädophilie hinterfragen lassen. Minderjährige können schließlich an Diskursen teilhaben, wieso sollten sie nicht die Macht haben, sexuellen Handlungen zuzustimmen? Eine Petition, die er mit anderen französischen Poststrukturalisten unterzeichnet, wird jedenfalls vom Parlament abgelehnt.

Erst in den letzten Jahren wurde Foucault beschuldigt, sich in Tunesien an Kindern zwischen acht und zehn Jahren – andere Quellen sagen, es waren Heranwachsende zwischen 17 und 18 Jahren – vergangen zu haben. Was genau der Wahrheit entspricht, ist jedoch unklar; Didier Eribon merkte zu dieser Causa an, er habe in dem Ort der angeblichen Vorfälle Zeugen befragt, die Vorwürfe seien alle erfunden. Die Männer, mit denen sich Foucault traf, seien erwachsen gewesen, die Vorwürfe nur „eine homophobe, islamophobe und antiintellektuelle Fantasie“ – das sind Verteidigungsmechanismen, bei denen jeder poststrukturalistische Psychoanalytiker hellhörig werden müsste.

Obwohl sich Foucault von den Achtundsechzigern und den Kommunisten mit der Zeit immer mehr abgrenzte, widmete er sich weiter dem scheinintellektuellen Vernichten alles Natürlichen. Auch wenn er selbst von Marxisten kritisiert wird, kann man Michel Foucault deshalb nur als linken Denker verstehen. Er selbst wechselte seine politischen Meinungen jedenfalls deutlich öfter als seine Frisuren, weshalb man ihn da in einem positiven Sinne schlecht festnageln kann. Sowieso ist es schwierig, ihn auf irgendetwas festzunageln, einfach weil seine prätentiöse Rhetorik sich trivial im Kreis dreht. Sogar für den Modernisten Hans-Ulrich Wehler ist Foucault „ein intellektuell unredlicher, empirisch absolut unzuverlässiger, kryptonormativistischer ‚Rattenfänger‘ für die Postmoderne“.



Poststrukturalisten zeichnen sich nämlich dadurch aus, Wörter zu erfinden und unnötig komplizierte Sätze zu schreiben, so dass keiner wirklich weiß, was er da eben gelesen hat (im Falle Foucaults: „Pastoralmacht“, „Panoptismus“, „Gouvernementalität“, et cetera). Die Poststrukturalisten erinnern an Hochstapler wie Gert Postel, der es als einfacher Briefträger geschafft hatte, mehrere Professoren bei einem Einstellungsgespräch zu täuschen, und fortan mehrere Jahre als Oberarzt in einer psychiatrischen Klinik arbeitete. Postel meinte mal in einem Interview: „Die Psychiatrie lebt von Wortakrobatik, vom Hin- und Herwerfen leerer, das heißt keiner Anschauung entnommener Begriffe.“ Seine eigene rhetorische Fähigkeit nannte er „Schwafelkunst“.

Womit wir wieder bei den Poststrukturalisten sind: Selbst Jürgen Habermas ging das Geschwafel der Poststrukturalisten zu weit: Zusammen mit anderen Philosophen veröffentlichte er einen völlig unsinnigen Text, der lauter Vokabeln der Poststrukturalisten enthielt. Und, wen wundert’s, er wurde von einer Zeitschrift, die sich auf poststrukturalistische Theoriebildung fokussiert, tatsächlich veröffentlicht.

Allein, dass er sich nicht selbst als Linker verstand, macht Foucault mehr zum Betrüger als zum Philosophen. Am einfachsten ist es, ihn mit seinen eigenen Mitteln zu schlagen und ihm in unseren Diskursen keine Macht in Form von Anwesenheit zuzugestehen.

PhrasenDrescher

Der Phrasendrescher - wie könnte es anders sein - promoviert derzeit interdisziplinär in der Philosophie und der Politikwissenschaft. Als glühender Verehrer von Friedrich Nietzsche weiß er, dass man auch Untergänge akzeptieren muss und arbeitet bereits an der Heraufkunft neuer, stärkerer Werte.

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