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Stille Nacht, heidnische Nacht? – Eine Weihnachtspredigt

24. Dezember 2023
in 3 min lesen

Liebe KRAZ-Gemeinde,

Weihnachten ist ein heidnisches Fest. Diese Position vertrat zumindest eine Zusendung die jüngst in meinem elektronischen Postfach landete. Die Gründe dafür wurden im römischen Götzenfest der Saturnalien gesehen, die zu einem ähnlichen Zeitpunkt stattfanden und mit der konstantinischen Wende durch Weihnachten abgelöst wurden. Außerdem wurde das germanische Julfest angeführt in welchem auch ein Nadelbaum eine besondere Rolle gespielt haben soll. Ich sehe mich leider genötigt zu sage: Ich stimme der Aussage absolut zu: Weihnachten ist ein heidnisches Fest!

Was mich zu diesem Urteil bewegt sind allerdings weniger die Saturnalien oder das Jul-Fest. Diese machen, ob sie nun einen Einfluss hatten oder nicht, das Christfest genauso wenig heidnisch wie der Pridemonth den Stolzmonat woke oder die Regenbogenfahne die Buchstabenmafia christlich macht. Mein Problem liegt nicht in der Vergangenheit, sondern eher in der Gegenwart. Heidnisch macht Weihnachten eher der „Gringe“ und Sendungen wie „Weihnachtsmann&Co KG“ oder der Brauch der Weihnachtswichtel, der neuerdings an Grundschulen aufkommt. Letzterer trägt natürlich nicht gerade zur religiösen Bildung der ohnehin großteils säkularisierten oder muslimischen Schüler bei.

Ein heidnisches Weihnachten zeigt sich in komplett entchristlichten „Wintermärkten“ die mehr Traumfänger enthalten als Krippen oder Sterne. Zu diesem äußerlichen Heidentum einer mehr und mehr entkirchlichten und entchristlichten Gesellschaft kommt noch das innere Heidentum der Taufschein-Christen. Diese strömen bekanntlich an Weihnachten in die Kirchen, ohne allerdings ihre Köpfe, geschweige denn ihre Herzen wirklich dem Kind in der Krippe zu weihen.

Von der Huldigung der heidnischen Klimagottheiten, die diese durch den Klerus auch gerne von der Kanzel herab erhalten, ganz zu schweigen. Ja, Weihnachten ist ein heidnisches Fest geworden. Allerdings ist dies kein Grund zum verzagen. Immerhin schreibt der Apostel Paulus in Römer 3,29:

„Oder ist Gott allein ein Gott der Juden? Ist der nicht auch der Gott der Heiden? Ja, gewiss auch der Heiden!“

Und über den Messias heißt es bereits im Alten Testament in Jesaja 42,1:

„Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen.“

Die Heiden sind also eine zentrale Zielgruppe in Gottes Heilsplan. In ihren Festen und Bräuchen spiegelt sich letzten Endes auch die Sehnsucht nach dem Guten, Wahren und Schönen. Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Ewigkeit. Letztendlich die Sehnsucht nach Gott. Obgleich diese sicherlich durch allerlei niedere Einflüsse verfremdet ist, können sie dem Schöpfer der Welt mit ihren Bräuchen, Erfindungen und Sehnsüchten niemals zuvorkommen. Mit Worten aus Psalm 93,5-7:

„Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, unter allen Völkern von seinen Wundern!  Denn der HERR ist groß und hoch zu loben, mehr zu fürchten als alle Götter. Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der HERR hat den Himmel gemacht“

Das Christentum hat es schon einmal von einer jüdischen Provinzsekte zur größten und plausibelsten Religion der ganzen Welt geschafft. Die Tatsache, dass neue Formen des Heidentums um sich greifen, sollte uns nicht davon abhalten erneut unsere Zuflucht beim Schöpfer und Heiland dieser Welt zu suchen. Dabei dürfen wir uns ruhig den Aufruf aus obigem Psalm zu Herzen nehmen und von Gott und seinem Handeln erzählen. Weihnachten kann ein Anlass sein, mit der Familie die Weihnachtsgeschichte zu lesen und ein paar christliche Adventslieder zu singen. Auch den Besuch eines gehaltvollen Weihnachtsgottesdienstes kann ich dazu nur ans Herz legen.

Darüber hinaus ist die Beschäftigung mit der christlichen Symbolik von Weihnachten überaus lohnenswert. Wer weiß heute noch, dass der immergrüne Weihnachtsbaum mit seinen roten Kugeln für den Baum des Lebens steht? Wenn wir also unseren Weihnachtsbaum betrachten, dürfen wir an den Gott denken der seit Adam und Eva dem Menschen ewiges Leben schenken wollte und es am Kreuz von Golgatha (dem neuen Lebensbaum) auch getan hat. Auch die Sternsymbolik verweist auf den Königsstern, der die heidnischen Sterndeuter zu Jesus, dem neugeborenen König, führte. Sie regt den Gedanken an, dass Gott selbst die Sterne gebraucht um uns Heiden zu seinem Sohn zu führen. Bei den ganzen Kerzen, Lichtern und Leuchten dürfen wir an die Weihnachtsgeschichte nach Johannes denken, in der es von Jesus heißt

„… das Licht scheint in der Dunkelheit und die Dunkelheit hat’s nicht ergriffen“

Johannes 1,5

Sie erinnern an Jesus als Licht der Welt, in aller Dunkelheit die uns umgibt. Sogar hinter dem kommerziellen Weihnachtsmann, steckt der fromme Bischof Nikolaus zu Myra der nicht nur für seine Großzügigkeit und Nächstenliebe bekannt war, sondern auch für seinen Glauben einstand und gefoltert wurde wodurch er ein großes Vorbild sein kann. 

Letztendlich bietet das Weihnachtsfest also genug Stoff um über den christlichen Glauben zu sinnieren und zu sprechen. Schließlich ist es auch sehr unhöflich eine Geburtstagsparty zu feiern ohne das Geburtstagskind einzuladen oder zumindest zu erwähnen und zu kontaktieren. Warum sollte man Jesus also von seinem Ehrentag ausschließen? Das Motto sollte, mit einem alten Kirchenlied eher sein:

Veni redemptor gentium – Nun komm der Heiden Heiland!

Komm in unsre heidnische Welt.

Komm in unsre hellen Wohnzimmer.

Komm in unsre dunklen Herzen.

Komm, wir wollen mit dir deinen Geburtstag und unsre Erlösung feiern!

Amen.

Karl Napf

Karl Napf vereint etliche Widersprüche in sich. Er ist badischer Protestant, anarchistischer Demokrat und libertärer Antikapitalist. Er strebt dem Ende seines Theologiestudiums entgegen und hegt große Sympathien für Erweckungsprediger wie Spurgeon, Whitefield oder seinen badischen Landsmann Aloys Henhöfer.

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