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Ukrainekrieg – Steht am Ende der Atomschlag?

15. August 2022
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Seit beinahe sechs Monaten tobt der Krieg in der Ukraine und anders als zunächst erwartet, ist ein Ende nicht in Sicht. Die Front hat sich regelrecht festgefressen. Stellungssysteme und Artilleriebeschuss erinnern an den Ersten Weltkrieg, der Einsatz von Drohnen und die Propagandaschlacht in den sozialen Netzwerken zeigt hingegen, dass wir Mitten im „Modern Warfare“ sind. Kampfjets und Informationsübertragung sind so rasant wie nie zuvor, dennoch wirkt der Konflikt merkwürdig statisch und langatmig.

Andererseits: Was spricht eigentlich gegen einen langen, ressoucenintensiven Stellungskrieg im 21. Jahrhundert? Natürlich, das demographische Potenzial der Kriegsteilnehmer sieht nicht rosig aus (siehe dazu unsere 26. Ausgabe), aber etwaige Löcher stopft im Falle der Ukraine die Generalmobilmachung, außerdem setzen beide Länder in nicht unerheblichem Maße Söldner bzw. ausländische Freiwillige ein.

Neben der Ressource Mensch bestimmt die Verfügbarkeit von Kriegsmaterial über die Weiterführung des Krieges. Aus Sowjetzeiten haben sich gigantische Bestände von Rüstungsmaterial erhalten, auf die allerdings hauptsächlich Russland Zugriff hat. Allein vom Kampfpanzer T-72 wurden zu Sowjetzeiten rund 17.000 Stück produziert, weitere 9.000 weitere Fahrzeuge entstanden nach dem Untergang des Ostblocks. Die russischen Streitkräfte verloren im Krieg bisher schätzungsweise etwa 450 T-72 verschiedenster Versionen, aber mit zigtausenden eingelagerten Panzern dieses Typs können die Verluste – theoretisch! – ausgeglichen werden. Bei der Ukraine sieht es ähnlich aus: Deren wichtigster Kampfpanzer ist der modernisierte T-64 und auch hier waren die Verluste bisher hoch: Etwa 150 Panzer dieses Typs verloren die Verteidiger. Lücken werden durch ausländische Rüstungslieferungen gestopft: Allein 270 T-72 aus tschechischen und polnischen Beständen erhielt die Ukraine bisher, um ihren Widerstand fortzusetzen.

Das ist nur ein Ausschnitt, wenn auch ein vielsagender. Denn hier zeigt sich, dass der Brennstoff, mit dem der Krieg heiß gehalten wird, noch lange nicht zur Neige geht. Wenn in unmittelbarer Zukunft keine der Kriegsparteien aus Erschöpfung zusammenbrechen wird, dann ist ein vorzeitiges Ende des Konflikts nur unter der Bedingung möglich, dass das politische Regime der einen oder anderen Seite ausgetauscht wird. Diese Hoffnung schwang in westlichen Pressemeldungen zumindest in den ersten Kriegsmonaten deutlich mit: Der Krieg wäre in Russland unbeliebt und Friedensaktivisten würden auf offener Straße verhaftet. Der Sanktionsdruck wäre so groß, dass die Russen ihren Diktator – mutmaßlich totkrank und wahnsinnig – aus dem Amt jagen. Nichts davon hat sich bisher bewahrheitet. Ganz im Gegenteil: Es gibt gute Gründe zur Annahme, dass gerade der externe Druck die Verhältnisse in Russland stabilisert. Das Andenken an den „Großen Vaterländischen Krieg“ und seine horrenden Opfer lässt sich zur Schablone für den aktuellen Konflikt transformieren, frei nach dem Motto: „Wir haben das damals gepackt, wir packen das auch jetzt!“

Dass das ukrainische Regime wiederum als Verteidiger den Heimvorteil bei der Etablierung eines stabilisierenden Narrativs besitzt, muss hier nicht weiter erörtert werden. Zur Rückeroberung der verlorenen Gebiete existiert keine Alternative. Sieg oder Tod.

Was bedeutet das für ein mögliches Ende des Konflikts? Beide Seiten sind der Logik ihrer jeweiligen Erzählung unterworfen und damit gezwungen, die Sache zu Ende zu bringen. Eine der beiden Seiten verfügt über ein nukleares Waffenarsenal. Was genau hält also das russische Regime davon ab, irgendeinen dünnbesiedelten Punkt tief im Westen der Ukraine auszuradieren? Der Anlass: Zum Beispiel ukainische Angriffe auf die Krim oder russisches Staatsgebiet.

Unsere Grafik zeigt die theoretische Wirkung eines taktischen Nuklearschlags auf das Kiewer Stadtgebiet – nicht, weil wir einen atomaren Angriff auf die ukrainische Hauptstadt erwarten, sondern weil sich anhand der Dimensionen zeigen lässt, dass ein mittelschwerer taktischer Nuklearschlag (50 kT) im Vergleich zur Ausdehnung moderner Millionenmetropolen nicht so umfassend ist, wie man erwarten könnte. Nein, wir verharmlosen damit nicht die Zerstörung einer Stadt und ja, für eine Stadt wie Kiew wäre ein solcher Angriff das sichere Ende. Aber in den dünnbesiedelten Regionen im Westen des Landes hätte ein angenommener Zerstörungsradius von etwa vier Kilometern relativ wenig Wirkung. Und gerade das macht taktische Atomwaffen so gefährlich: Wer immer sie einsetzt, glaubt, ihre Wirkung kalkulieren zu können. Ein solcher Einsatz ist nicht unwahrscheinlich, ganz im Gegenteil. Mit jedem verstreichenden Tag steigt die Gefahr. Denn wie sollte der Westen auf einen solchen Schlag reagieren? Das Sanktionsmittel sind ausgeschöpft, die Superlative verschossen.

An dieser Stelle soll auf ein kurzes Interview mit Prof. Dr. Erich Weede aufmerksam gemacht werden. Weede hält einen begrenzten Nuklearschlag mit der Dauer des Krieges für immer wahrscheinlicher, begründet einen solchen Einsatz aber mit dem steigenden militärischen und politischen Druck auf Russland, den der Westen mit seinen Waffenlieferungen erzeugt.

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