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Jugendstudie 2024 zur Generation Z

26. April 2024
in 4 min lesen

Eine neue Trendstudie zur Jugend im Jahre 2024 ist erschienen. Die Sinnstifter dieses Landes sind erschüttert. Die Jugend ist verunsichert und denkt falsch, zunehmend. Zunächst sei aus dem Anfang der Studie die Zusammenfassung zitiert:

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Auch heute herrscht ein „Krisenmodus“ vor, den wir in unserer Studie 2022 als charakteristisch für die mentale Verfassung der jungen Generation herausgearbeitet hatten. In der jungen Generation ist nach wie vor eine große innere Unruhe zu verspüren und die Jugendlichen empfinden weiterhin eine ungewöhnlich hohe mentale Belastung. Das liegt allerdings heute nicht mehr an den direkten Auswirkungen der Corona-Pandemie. Sie wird trotz psychischer Nachwehen als weitgehend überwunden wahrgenommen. Heute stehen die wirtschaftlichen und politischen Sorgen um die Zukunft im Vordergrund: Inflation, eine Ausweitung der Kriege in der Ukraine und in Nahost, die Spaltung der Gesellschaft sowie der sowohl zu teure als auch zu knappe Wohnraum. Es wirkt so, als hätte die Corona-Pandemie eine Irritation im Vertrauen auf die Zukunftsbewältigung hinterlassen, die sich in einer anhaltend tiefen Verunsicherung niederschlägt.

Ist das nicht goldig? „Es wirkt so, als hätte die Corona-Pandemie eine Irritation …hinterlassen“. Gut erkannt – „wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“. Selbstverständlich fällt langsam auch dem Letzten auf, welch ungeheures Menschenexperiment diese „Pandemie“ war. Mit welchen völlig überzogenen Maßregelungen eine ganze Gesellschaft drangsaliert wurde. „Man wusste es ja nicht besser zu Anfang…“. Von wegen. Man wollte es so und nicht anders. Kritische Stimmen wurden nicht gehört, eine Aufarbeitung gibt es bis heute nicht – und man wundert sich nun über Irritationen und Verunsicherung? Heuchler! Niemand musste so unter den Maßnahmen leiden, wie die Hilflosesten in der Gesellschaft: Kinder, Schüler, Alte.

Was hat man nicht alles der Generation Z angedichtet, sie sind „Low-Performer“, faul und weinerlich. Und nun also auch noch pessimistisch, psychisch instabil und – das Allerschlimmste: sie wählen in der Hauptsache rechts. Vor allem das Wahlverhalten lässt in den Hauptstrommedien die Alarmglocken läuten. Dabei war der Trend schon bei der Studie zum Vergleich der Generationen X,Y,Z aus 2023 absehbar, eine weitgehend konservative Einstellung zu Tugenden und Werten über alle Generationen.

Alles richtig, Angst vor Inflation, Krieg und Wohnungsnot nehmen zu. Frauen sind mit persönlichen Faktoren wie finanzieller Lage, psychischer und körperlicher Gesundheit unzufriedener als Männer. Dafür wählen sie deutlich weniger rechts. So wie Rechtswähler auch signifikant weniger gebildet sein sollen. Wie zu erwarten sind die größten Antipoden die Grünwähler und die AfD-Wähler. Für die einen ist der Klimawandel wichtigstes Thema, für die anderen die zunehmende Überfremdung.

Insgesamt gibt es aber eine zunehmende Tendenz zu sogenannten rechten Ansichten. Die offizielle Erklärung ist mehr als billig. Schuld sind die digitalen Medien, das Mobiltelefon. Die Jugend wird falsch informiert, sie ist Hass und Hetze und Falschinformationen ausgesetzt. Es muss dringend gegengesteuert werden. Im alten Osten gab es einmal eine sogenannte „Aktion Ochsenkopf“, FDJler kletterten auf die Dächer und richteten die Fernsehantennen so aus, dass der Empfang von Westfernsehen unmöglich war. Etwas ähnliches wird mit den digitalen Zensurgesetzen gerade vorbereitet. Das richtige Denken, die richtige Haltung muss durch geeignete Maßnahmen in die Köpfe der Jugend. Der Erziehungsprozess endet nie. Dabei begreifen die sogenannten Eliten nicht, dass ständige Transformation und Umwälzung in einer Gesellschaft ein sinnstiftendes Leben verhindert. Die Leute wollen in Ruhe gelassen und nicht ununterbrochen belehrt werden.

Könnte es sein, dass den jungen Menschen die Heuchelei der heutigen, neuen Elite auffällt? Eine Elite, die weiterhin, wie schon immer, das materielle und kulturelle Kapital akkumuliert und in ihren Reihen hält, zusätzlich aber heute unbedingt zu den Guten gehören will, zu denen, die die Gesellschaft auf die richtige Entwicklungsschiene setzt. Dass die Jungen merken, die neue Hauptrichtung von Gesellschaftskritik verläuft jetzt von oben nach unten. Wer kritisiert liegt bösartig falsch. Könnte es sein, dass Märchenerzählung zunehmend auf Wirklichkeit trifft?

Krieg in der Ukraine und in Gaza, wehe dem, der die Anzahl toter Kinder vergleicht. Inflation, wehe dem, der nach den wahren Ursachen fragt. Wohnungsnot, bloß nicht fragen, es wurde halt irgendwie zu wenig gebaut. Die jungen Menschen merken, wenn die Wohlmeinenden rufen „Wir müssen reden“, heißt das nichts anderes als „mach mit oder halte den Mund“.

Aufgrund eines desaströsen Bildungssystems sind die jungen Menschen heute im Durchschnitt weniger gebildet als vorangegangene Generationen – die Kompetenz, ein Mobiltelefon einrichten zu können, hat nichts mit Bildung zu tun – aber weniger intelligent oder gar dumm, sind sie auf keinen Fall. Sie sind nur durch die Lebenswirklichkeit, die sie täglich selbst erfahren um ihre Chancen gebracht. Zunehmende Gewalt in Schulen und auf Straßen haben auch ganz selbstverständlich überhaupt nichts mit 35% Migrationshintergrund in der Generation Z und 40% in der nachfolgenden Generation Alpha zu tun. Wer das sagt, ist ein Rechter und aus Sicht der Sinnstifter nicht satisfaktionsfähig. Die sinnfreie Erziehung zum Gendersprech (in der Studie wird selbstverständlich gegendert, wenn auch sanft) tut ein Übriges. In der Lebenswirklichkeit kommen die sonst im Hauptstrom allgegenwärtigen LBGTQ-Jünger eher nicht vor. Ihr lautes Geschrei nervt ganz sicher inzwischen auch die zur Toleranz erzogene Generation Z.

Die Ergebnisse der Studie wundern mich persönlich überhaupt nicht. Irgendwann geht jeder Krug zu Bruch. Die woke Welle hat ihren Zenit erreicht und läuft nun aus. Eine autoritäre Politschickeria mit Allmachtsphantasien, kann die Kritik an ihren Erzählungen nur noch mittels strafverschärfenden Gesetzen verhindern. Glücklicherweise werden Wahlkabinen noch nicht überwacht, deshalb: Augen auf in der Wahlkabine.

Die Moralelite spielt gern Gott, der durch sein Wort die Welt entstehen ließ. Die Welt mittels Sprechakt ändern zu wollen heißt, auf magische Weise bestimmte Ereignisse eintreten lassen zu wollen. Magisches Denken gehört nach Spengler nicht zur Kulturseele des Abendlandes. Mögen vereinzelt Menschen im Erwachsenenalter der Meinung sein, dass ihre Worte und Gedanken die Welt ändern – als ein von einer Moralelite verordnetes Gesellschaftsprojekt muss es scheitern. Die Umfrage zeigt, noch ist nicht alles verloren.

Udo Holm

Glücklicher Privatier und Hobbyschreiber mit grimmigem Humor und zunehmender Altersmilde. Geboren im grünen Herzen Deutschlands als Grün noch die Farbe der Blätter und nicht die Beschreibung eines Geisteszustandes war. Als guter Beobachter erkennt er seine Schweine am Gang und lässt sich nichts mehr vom Pferd erzählen. Lebt in Berlin und schreibt im "Spiegelsaal".

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